Nach einigen Tagen im Ashram fühle ich mich hier schon richtig heimisch und habe Routinen entwickelt. Aber wie sieht so ein Ashram Tag aus?
Morgens von 6.30 bis 8 Uhr geht es zum Yoga, es ist einfach großartig. Die Stunde beginnt mit Atemübungen, dem Pranayama Yoga. Als Asthmatikerin darf ich diese nicht alle mitmachen, erfahre ich auf Nachfrage. Während es in den ersten Minuten um mich rum schnaubt und prustet, entspanne ich mit geschlossenen Augen im Schneidersitz.
Auf die Atemübungen folgt ein langer Teil mit Stretchings für den gesamten Körper – kein Teil wird ausgelassen. Mir war vorher klar, dass ich körperlich nicht mehr die flexibelste bin, aber beim Yoga hier bin ich tiefenentspannt und vergleiche mich nicht mit links und rechts, versuche nichts zu erzwingen. Das ist eine angenehme Erfahrung und nach einigen Tagen bemerke ich, dass ich biegsamer bin. Das darf man sich ungefähr so vorstellen, dass ich mich vorher auf dem Niveau ‚Biegsamkeit einer Eisenbahnschwelle’ befand und mich nun langsam in Richtung sehr starre Feder bewege. Ich bin aber überzeugt, dass da mit regelmäßiger Übung noch einiges gehen wird.
Nach dem Stretching gehen wir einige Male den Sonnengruß durch. Das ist wirklich gut. Unsere Yoga Lehrerin erklärt uns immer erst, wie wichtig die Sonne ist und fordert uns auf: „Do it with devotion!“ Ziemlich genau, wenn wir beim Sonnengruß ankommen, scheint die Sonne in die Yoga Hall, das ist unglaublich schön.
Auf den Sonnengruß folgt eine kurze geführte Meditation und das Loslassen fällt mir von Tag zu Tag leichter. Schon merkwürdig, wie sehr und wie gerne ich mich hier auf Neues einlasse. An diesem Ort fühlt sich das einfach richtig an.
Der Meditationsteil hat aber auch seine Tücken. An Tag eins schläft einer der Teilnehmer tief und fest ein und schnarcht selig. Nicht in schallendes Gelächter auszubrechen ist nicht einfach. An Tag drei schleicht sich von uns allen unbemerkt – die Augen sind ja geschlossen – eine ganze Affenbande durch die offenen Fenster der Yoga Hall und macht sich über unsere Versuche, sie wieder nach draußen zu befördern lustig. Am Ende sitzen drei feixende Affen am offenen Fenster – three wise monkeys?
In der Regel gehe ich nach der Yoga Session für etwa eine halbe Stunde an den Ganges und schaue einfach nur aufs Wasser, eine Empfehlung von Sadhvi Bhagawati Saraswati, als ich mit ihr über meine Panikattacken spreche, die ich in Delhi und dann auch noch einmal in Rishikesh hatte. Danach wasche ich Wäsche. Man kann in Indien zwar für Cent-Beträge waschen lassen, aber mich entspannt das. Anschließend geht es auf einen Massala Chai ins Restaurant Neelkanth, wo es Wifi gibt. Manachmal mit Banana Pancake, meistens verzichte ich aber auf ein Frühstück. Der Rest des Tages variiert. Lesen, schreiben, mich mit den interessanten Menschen unterhalten, denen ich hier ständig begegne, spazieren….
Wenn ich nicht zu ausgepowert bin, gehe ich am Nachmittag zur zweiten Yoga Session. Hier geht es etwas weniger entspannt zu. Es gibt zwar auch einen Stretching- und einen Meditationspart, aber der Fokus liegt hier auf den Asanas, den verschiedenen Yoga Positionen wie dem Baum, dem Krieger und anderen. Gleich an meinem ersten Yoga Tag nehme ich die Nachmittags Session mit. Gerade träume ich von ein wenig ausruhen am Ganges, da spricht uns ein Schweizer Fernsehteam an – sie machen eine Dokumentation über den Ashram und noch andere Orte in Indien und bitten uns, im Garten ein paar Übungen zu wiederholen. Die Yoga Lehrerin nimmt das sehr ernst und so ist mein erster Yoga Tag ein Tag mit insgesamt 3,5 Stunden und einem netten Muskelkater als Folge.
Ich verbringe viel Zeit mit Yogyta aus Delhi, die mir sehr viel erklärt und übersetzt. Eine große Hilfe, wenn es darum geht, die vielen Mysterien Indiens zu verstehen.
Nach dem Yoga bleibt Zeit für eine Dusche oder eine kurze Entspannung und um 17.30 Uhr startet jeden Abend die Gangaa Aarti Zeremonie. An Tag eins und zwei stören mich bei der Zeremonie zum Sonnenuntergang die vielen Kameras, das muss ja ein Touri Event sein und nicht der ‚real deal’. Je länger ich im Ashram bleibe, desto mehr wird mir bewusst, dass das alles vielleicht gar nicht so wichtig ist. Ob die Mahlzeiten im Ashram nun schweigend eingenommen werden oder nicht – sie werden es trotz Hinweisschildern nicht – es liegt an jedem, der hierher kommt, was er hier tut und wie viel er zu lernen und zu ändern bereit ist.
Nach dem Ganga Aarti gibt es das gerade erwähnte Essen in der Kantine des Ashram. Es gibt jeden Tag Thali für 60 Rupien, das sind etwas mehr als 90 Cent. Das Thali besteht aus Raita, Dhal, und zwei Gemüsesorten mit Sauce, dazu gibt es Chapati und Reis. Immer wieder wird nachgefüllt – nur eine neue Portion Raita kostet 10 Rupien, ansonsten ist der Nachschlag kostenlos.
Nach dem Essen quatsche ich meist noch ein wenig mit den Indern aus dem Yoga Wochenkurs, die alle super lieb sind. Dann geht’s ab in die Falle, um 5.30 Uhr möchte ich ja wieder startklar für den neuen Tag sein.
Spannend. Ich war bisher nur bei Osho in Pune. Darüber hat irgendjemand geschrieben, es sei eine Art Club Med für Leute, die nie in einen Club Med fahren würden. Verglichen mit Deinem Ashram stimmt das total. Liebe Grüße aus Hamburg, Stefanie
I liked your blog a lot but it seem you only visited a small part of Delhi. There is so much more to Delhi. Hope one day you will like Delhi as a we do. Looking forward to more of your blogs.
5 years ago I visited Delhi for a wohle week and saw so many of the places. This city is just not for me. Too polluted. I have Asthma and the smog there is killing me.