Die Rakotzbrücke fristete bis vor einer kleinen Weile vermutlich ein eher ruhiges und friedliches Dasein. Instagram und anderen Social Media Kanälen sei Dank hat die pittoreske Brücke aus dem 19. Jahrhundert es inzwischen aber zu Weltruhm gebracht.
Die Rakotzbrücke im Kromlauer Park
Nur ein paar Schritte sind es vom Parkplatz am Rande des Kromlauer Parks bis zum kleinen Rakotzsee, den die wunderschöne Rakotzbrücke überspannt. Die 1860 aus Basaltsteinen errichtete Brücke bildet einen Halbkreis über dem Wasser – ist es windstill, spiegelt sie sich im dunklen See und es entsteht ein perfekter Kreis.
Kein Wunder, dass die Brücke Fotografen anzieht. Auf der Jagd nach dem perfekten Bild werden Stative, Graufilter und weiteres Equipment an den kleinen See gekarrt.
Rakotzbrücke: Instafame und Denkmalschutz
Richtig berühmt ist die Brücke seit Lorenz Holder 2016 den Red Bull Illume Award 2016 gewann und sein Gewinnerfoto, das einen BMX-Sportler auf der Brücke zeigt, um die Welt ging.
Durch den Instafame besuchen noch mehr Menschen die sanierungsbedürftige Brücke und wer sich auf Instagram umschaut, stellt schnell fest, dass dort diverse Fotos mit Menschen auf der Brücke zu finden sind. Die Verbotsschilder sind nicht zu übersehen und ich persönlich verstehe nicht, wie egoistisch man sein muss, um für ein Foto in Kauf zu nehmen, dass ein unter Denkmalschutz stehendes Bauwerk eventuell einstürzt. Zudem macht die Brücke ohne Menschen doch schon wirklich genug her.
Auch Printmagazine drucken das Foto von Lorenz Holder nach wie vor ab und feiern es als tolles Bild. Mit einer klitzekleinen Recherche ließe sich schnell herausfinden, dass dieses Foto zwar sehr schön, aber eben nicht unproblematisch ist. Dann hat man immer noch die Möglichkeit, das Bild mit diesem Kontext zu veröffentlichen oder sich für eines ohne Menschen zu entscheiden.
Ich habe für ein Foto schon so manche Absperrung überklettert, mich über Klippen gehängt und war auch sonst nicht gerade immer vernünftig, habe aber dabei jeweils nur riskiert, mir selbst Schaden zuzufügen, nicht einem Bauwerk. Die Likes für den nächsten Post interessieren morgen keine Sau mehr, aber die Brücke sollten auch andere Menschen noch bewundern dürfen.
Meine Bitte an Euch: Fahrt hin, schaut Euch diese Brücke an, die skurril und zugleich wunderschön ist und macht tolle Fotos, aber klettert nicht darauf. Momentan müsstet Ihr dafür auch eine Absperrung überwinden, denn das ist nun vorübergehend das Resultat davon, dass die Hinweisschilder ignoriert wurden.
Es gibt zwei sehr gute Plätze am See, um die Brücke zu fotografieren und dabei könnt Ihr jeweils Euch in den Vordergrund stellen, wenn Ihr ein Bild von Euch mit der Brücke haben wollt. Die Brücke wird nun auch saniert werden. Vielleicht wird sie danach ja auch wieder freigegeben, was ich mir allerdings nicht wirklich vorstellen kann, da sie auch recht steil und der See ziemlich flach ist. Ungefährlich wäre es also immer noch nicht.
Der Kromlauer Park
Die Brücke ist nicht der einzige Grund für einen Besuch des Kromlauer Parks. Der Rhododendronpark ist mit ca. 200 Hektar Fläche eine der größten Parkanlagen Sachsens. Die Gärten gehörten früher zum Kromlauer Rittergut und hier wuchs, was man dort so an Obst, Kräutern und Gemüse verbrauchte.
Besonders lohnenswert ist ein Besuch im Mai, wenn der Rhododendron, der dem Park seinen Namen gibt, in voller Blüte steht. Zwischen riesigen alten Bäumen und einem Blütenmeer spaziert man hier wie durch eine Märchenlandschaft.
Anfahrt zur Rakotzbrücke
Die Rakotzbrücke liegt etwa 35 Kilometer von Cottbus entfernt im Rhododendronpark Kromlau. Es gibt einen gebührenpflichtigen Parkplatz, der ausgeschildert ist. Von dort seid Ihr in zwei Minuten unten am Wasser und braucht nun nur noch Geduld, um einen windstillen Moment abzupassen.
Ich verbinde meinen Besuch der Rakotzbrücke mit einer Übernachtung in Cottbus und fahre von dort am nächsten Tag auf die Bastei in der Sächsischen Schweiz. So lohnt sich die lange Anfahrt von Hamburg richtig.
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Kann der Denkmalschutz die Brücke nicht sanieren? Was ist mit den Anwohnern? Ein Freund arbeitet bei der Tragwerksplanung. Er meinte, dass die Konstruktion sehr ästhetisch sei. Auf die Frage hin, ob er eine ähnliche in kleinerer Version in unserem Garten bauen würde, lehnte er jedoch ab.