Rishikesh ist ein Ort zum Ankommen. Hauptsaechlich bei sich selbst. Hier ist Entschleunigung angesagt – genau das, was ich hier zu finden hoffte. Yoga, fruehstuecken, noch mehr Yoga, spazieren, tolle Menschen kennenlernen. Hier kommen meine Tipps fuer Rishikesh.
1. Yoga: Die Guidebooks nennen Rishikesh die Welthauptstadt des Yoga und wenn man sich umschaut, dann muss da was dran sein. Auf Schritt und Tritt stolpert man über diverse Yoga Angebote. Es lohnt sich, hier und da einfach in eine Yoga Schule reinzuschnuppern. Es gibt diverse walk in classes, die frei sind und jede Menge Angebote für im Schnitt 150 bis 200 Rupien, also nicht einmal drei Euro, da könnt Ihr ein wenig suchen, bis Ihr das für Euch passende Angebot findet.
Ich persoenlich geniesse die Session zum Sonnenaufgang im Ashram Parmarth Niketan sehr. Atemuebungen, Stretching und puenktlich wenn wir beim Sonnengruss ankommen, scheint die Sonne in die Yoga Hall. Die Session endet mit einer kurzen Meditation und tut einfach nur gut. Von 6.30 Uhr bis 8 Uhr und von 15 bis 16 Uhr finden im Parmarth Niketan Yoga Sessions statt, an denen jeder teilnehmen kann. Morgens die entspannte Session, nachmittags werden Asanas trainiert. Ihr koennt 100 Rupien spenden und teilnehmen, das Geld wird fuer wirklich tolle Projekte verwendet.
2. Rafting – überall gibt es Angebote für Rafting Touren, jetzt in der Nebensaison kann man schon für 350 Rupien an einer 14 km langen, einfachen Tour teilnehmen. Inklusive: baden gehen und von einem Felsen springen. Zu so einem Schnäppchenpreis (es sind knapp 5 Euro) kann man sonst nicht reinschnuppern. Zudem ist das Wasser erfrischend und ein Bad im Ganges soll nicht nur körperlich reinigen.
3. Treks in den Himalaya: werden an jeder Ecke angeboten. Ich habe keinen gemacht, kann also nicht viel dazu sagen, aber Rishikesh gilt als das Tor zum Himalaya, also sind sicher tolle Angebote dabei. Man kann auch einen Tagesausflug machen, zum Beispiel zur Hill Station in Missouri. Oder Ihr plant eine Weiterfahrt ein. In nur 12 Stunden ist man zum Beispiel in Dharamsala. Ich bin etwas traurig, dass ich nicht die Chance wahrgenommen habe, mir da das Cricket match Indien vs. Suedafrika anzuschauen, aber ich habe zum ersten Mal in meinem Leben das Gefuehl, Ruhe zu finden und bleibe daher bis zuletzt in Rishikesh. Der Ort tut gut. Und das eigentlich jedem, mit dem man spricht.
4. Affen beobachten. Rishikesh und seine Affen. Am Morgen toben sie über die Wiese vor der Yoga Hall, besonders die Kleinen total verspielt, die ersten Sonnenstrahlen genießend. Auf der Lakschman Jhula Brücke klettern sie herum und gucken, ob sie etwas zu essen klauen können oder ob ihnen jemand ein paar Nüsse gibt. Abends toben sie vor meinem Fenster herum. Selten sind sie aggressiv und es macht einfach Spaß, ihnen zuzuschauen.
5. Den Beatles Ashram besuchen. Der Maharashi Mahesh Yogi Ashram ist seit 1997 geschlossen; gegen 50 Rupien gibt es aber Einlass. Die Natur überwuchert den Ashram langsam aber sicher. Sehr friedliche, schöne und entspannte Atmosphäre. Der Ashram ist unter anderem berühmt, weil 1968 die Beatles hier waren. Außer Ringo Starr und seiner Frau blieben alle eine Weile und hier entstand ein Großteil der Songs des White Album. Man kann die Meditationszellen sehen, in die sich die Menschen früher zurückzogen, um in Ruhe und alleine zu meditieren. In der Beatles Cathedral Gallery kann man die Wandgemälde bestaunen und Ruhe finden.
6. Im Little Buddha Café chillen: Im Ortsteil Lakshman Jhula befindet sich das Little Buddha Café. Hier ist alles aus Holz und man hat einen unfassbar schönen Ausblick über den Ganges und auf die Brücke. Wifi ist kostenlos, aber oft überlastet. Sehr lecker ist der Avocado Salat und hier gibt es Eier – sonst in Rishikesh – zumindest am Ostufer des Ganges nicht, denn Fleisch, Eier, Alkohol und Zigaretten sind in Rishikesh eigentlich verboten.
7. Ein Bad im Ganges: Hier im Norden Indiens ist der Ganges noch relativ sauber. Der Ganges ist den Indern heilig. Zwar kann man das bezweifeln, wenn man weiter südlich sieht, wie verdreckt und zugemüllt der Fluss ist und auch in Lakshman Jhula leitet ein Guesthouse Abwasser in den Fluss, aber nun gut. Hindus glauben, dass der Ganges aus den Haaren Shivas entsprang und ein Bad im Ganges gilt als reinigend. Ich zögere einige Tage. Ich habe eine Bronchitis und keine Lust, meinen Zustand zu verschlechtern. Zudem ist die Strömung des vom Monsun prall gefüllten Ganges hier sehr stark. Doch der Fluss zieht mich an und nach ein paar Tagen wage ich es. Das Bad ist total erfrischend und so sauber und klar habe ich mich seit meiner Ankunft in Indien nicht gefühlt. Ich habe an fast jedem Tag danach im Ganges gebadet, auch wenn das in Klamotten etwas gewoehnungsbeduerftig ist.Falls Ihr auch im Ganges baden wollt, haltet Ausschau nach den Ketten, die immer mal wieder an den Ghats (Treppen) zu finden sind. Man kann sich an ihnen festhalten, während man badet, das ist wirklich sicherer.
8. Das Ganga Aarti des Ashram Parmarth Niketan besuchen. Zu dieser Zeremonie, die jeden Tag zum Sonnenuntergang zelebriert wird, und zum Ashram, in dem ich zwei Wochen untergebracht war, werde ich einen eigenen Artikel veröffentlichen.
9. German Bakery: Das Devraj Coffee Corner war neben dem Little Buddha Café meine Lieblingsmöglichkeit, um einfach mal eine Weile mit einem Getränk da zu sitzen und das Leben zu genießen. Sie thront über der Brücke in Lakshman Jhula. Man kann die Aussicht genießen, den Affen beim Spielen zusehen und ein bisschen People Watching betreiben. Das Gebäck ist nicht wirklich typisch deutsch, aber wen juckt das schon.
Nach Einbruch der Dunkelheit ist es nicht leicht, eine Fart von Swarg Ashram nach Lakshman Jhula oder umgekehrt zu ergattern. Der Weg ist nicht weit, etwas mehr als 2 Kilometer, aber umgeben von Affen, Kühen und in der absoluten Dunkelheit muss das nicht sein. Also rechtzeitig auf den Weg machen und im Fall der Fälle an ein paar nette Inder hängen.
10. Ausflug zum Wasserfall
Der Wasserfall, genauer gesagt die Wasserfaelle, bei Rishikesh sollen wirklich nett sein.Ich bin in der sengenden Mittagssonne los und fast den ganzen Weg gelaufen. Verschnaufen kann man vor dem allerletzten Stueck mit den Fuessen im Wasser bei einem kalten Getraenk. Wie es dann aber wirklich am Wasserfall ist? Gute Frage: nachdem ich die ersten Treppen hochgekraxelt bin, kroch mir eine Schlange ueber den Weg. Ich hatte es dann ploetzlich sehr eilig, den Berg wieder hinunterzukommen und habe stattdessen eine Motorradfahrt mit einem netten Inder und ohne Helm unternommen, was wahrscheinlich deutlich riskanter war als eine weitere Begegnung mit einer Schlange.
Hier noch ein paar Tipps:
Das Tip Top Restaurant, das ebenfalls in diversen Guide Books empfohlen wird, ist sehr nett gelegen und komplett aus Bambus gemacht, das Essen ist sehr frisch, allerdings voellig fad gewürzt. Unbedingt sagen, dass es ein wenig spicy sein soll und selbst dann ist es noch recht laff. Trotzdem eine nette Location. Das gleiche gilt übrigens fast überall für den Massala Chai, wenn man nicht bloß warme Milch trinken will.
In Lakshman Jhula um Sant Sewa Ashram gibt es Zimmer mit Ganges Blick und Balkon fuer 500 Rupien. Allerdings ist Sant Sewa viel eher als ein Hostel als ein Ashram, also keine grosse Ruhe erwarten.
Im Royal Cafe, das ebenfalls im Sant Sewa Ashram gelegen ist, kann man draussen bei Kerzenschein lecker essen und hat eine frische Brise. Man sitzt direkt am Ganges, an den flachen Tischen auf dem Boden. Wirklich nett und sehr gutes Essen, allerdings darf hier offensichtlich jeder ans Mikro. Da koennen schonmal die Ohren bluten, wenn voellig unmusikalische Menschen singen.
Das indische Fruehstueck im Cafe Neelkanth in Swarg Ashram ist lecker, guenstig (etwa 1,50 Euro) und saettigt fuer den ganzen Tag. Es gibt Massala Chai, Aloo Parantha und Onion Parantha, dazu Joghurt. Und natuerlich Wifi, das ist immer ein Plus.
Super im Ortsteil Swarg Ashram, wo auch der Grossteil meines Aufenthalts stattfand: das Juice House. Die Saefte und Smoothies hier sind wirklich gut und der unfassbar leckere Obstsalat mit Joghurt, crunchy Muesli und Honig eine super frische Abwechslung – indisches Essen st hier ja eher gekocht und saucenlastig.
Arun und Satpu, die ich im Ashram kennengekernt habe, gehen mit mir zum Abendessen ins Chotiwala, das ist eine indische Restaurantkette und den Chotiwala seht Ihr auf dem Bild. Die Location ist nicht schoen, aber das Essen ist der Hammer. Besonders zu empfehlen ist das Dhal nach Art des Hauses, eine Spezialitaet aus dem Punjab, wie ich lerne.
Massagen und Panchkarmas werden an jeder Ecke angeboten, die Massagen im Aryuveda Bereich des Parmarth Niketan sind sehr, sehr gut. Ich hatte zum Beispiel die Aroma Therapie Massage. Eine Stunde kostet 900 Rupien, also nicht einmal 15 Euro und weil gerade nicht viel los war, hatte ich sogar das Glück, von zwei Masseurinnen gleichzeitig durchgeknetet zu werden. Warmes Sesamöl und einige andere Öle begleiten die Massage, bei der Rückenmassage gab es für die verspannten Stellen zusätzlich Beutel mit Kräutern oder Tee, die immer wieder sehr warm gemacht und auf die Stellen getupft wurden – sehr entspannend! Allerdings ist das hier Indien und so kann es schonmal sein, dass die Masseurin einen aus tiefster Seele anruelpst, wenn es sie gerade ueberkommt. 😉
Ich habe meinen Plan, noch nach Darjeeling, Varanasi und Agra zu fahren, ueber den Haufen geworfen, so gut hat mir Rishikesh getan. Manchmal ist es einfach gut loszulassen und an einem Ort zu sein und richtig einzutauchen, wirklich dort zu sein und nicht schon in Gedanken am naechsten Ort! Ich habe hier mit Yoga angefangen, das tut mir sehr gut, ich habe hier entspannt, gelacht, geweint, tolle Menschen getroffen, viel ueber Indien gelernt und ueber mich. Bald gibt es mehr auf dem Blog.
Meinen letzten Tag in Rihikesh werde ich morgen wohl noch einmal im Ortsteil Swarg Ashram und vor allem im Parmarth Niketan verbringen, in zwei Tagen geht es dann weiter nach Delhi und von dort nach Bangkok.
(Sorry fuer die teilweise fehlenden Umlaute. Die indische Tastatur… Weitere Fotos fuege ich dem Beitrag spaeter hinzu, der Upload ist hier sehr langsam und schliesslic will ich mich ja nicht ueberarbeiten..)
Danke für Deine Gedanken. Ich werde nach 2015 im Herbst diesen Jahres (2018) zum 2. Mal nach Rishikesh reisen. Ich kann Dir nur zustimmen und ergänzen, dass ich nur freundliche, hilfsbereite und gelassene Menschen traf. Nun kann ich verstehen, warum die BEATLES den “ Happy Rishikesh Song“ geschrieben haben