Ich schreibe diesen Artikel aus gegebenem Anlass: An der Great Ocean Road ist ein Buschfeuer außer Kontrolle geraten und viele Reisende, die ich treffe, sind sich der Gefahr nicht bewusst bzw. schätzen diese völlig falsch ein. Das ist gefährlich und kostet im schlimmsten Fall Leben.
Wer im Sommer in Australien reist (wenn es nicht gerade im tropischen Norden ist, der jetzt Regenzeit hat) geht das Risiko ein, in die Nähe eines Buschfeuers zu geraten. Informiert zu sein rettet Leben. Die Devise ist: Prepare. Act. Survive.
Ich habe in den letzten Tagen meinen Roadtrip Nummer drei dieser Australienreise angetreten. Von Adelaide fahre ich nach Sydney. Jeden Morgen checke ich die Nachrichten oder die Website der australischen Regierung des jeweiligen Bundesstaates, ehe ich den nächsten Abschnitt angehe. Klingt übervorsichtig? Falsch! Es ist notwendig und ich hoffe, ich kann Euch in diesem Artikel ein wenig zeigen, warum das so ist.
Heute, an Weihnachten, wütet ein unkontrolliertes Buschfeuer und bedroht die an der Great Ocean Road gelegenen Städte Apollo Bay und Lorne. Schon als ich vor ein paar Tagen in Adelaide losfuhr brannte es in der Gegend von Lorne. Dass das Feuer nach mehreren Tagen noch nicht unter Kontrolle gebracht werden konnte, lässt vielleicht die Ausmaße erahnen.
Die letzte Nacht habe ich in Apollo Bay verbracht, etwa 50 Kilometer vom Feuer entfernt. In der Nacht war es sehr windig und obwohl ich todmüde war, bin ich früh aufgestanden, um weiterzufahren. Ich habe mich auch entschieden, nur einen weiteren Ort an der Great Ocean Road zu besuchen, bevor ich in Richtung Melbourne fahre. Mit dem starken Wind, der in Richtung Küste wehte, war mir klar, dass das Feuer sich schnell weiter entwickeln wird. Schon nach ein paar Kilometern der erste Hinweis, dass ich leider richtig liege: Die Warntafel, die die aktuelle Gefahrenlage anzeigt, zeigt severe an.
Zwar steht der Zeiger hier noch nicht auf Code Red, aber severe steht für schwer zu kontrollierende Feuer und mögliche Ausfälle in der Strom-, Wasser- und Telefonversorgung. Der Rat der Behörden ist hier: Die Gegend verlassen! Es ist also auch für Euch Zeit, weiterzufahren, auch wenn das bedeutet, dass Ihr nicht alles Sights anschauen könnt. Das habe ich heute auch in Kauf genommen. Die genaue Bedeutung der einzelnen Eskalationsstufen des Ratings findet Ihr hier.
Gestern Abend saß ich in Apollo Bay mit mehreren Reisenden aus verschiedenen Ländern im YHA zusammen und wir unterhielten uns kurz über die Buschfeuer. Ein Uhlenhorster Familienpapa belehrte mich noch, dass das ja wohl kein Problem sei, schließlich seien wir an der Küste.
Jetzt ist Nachmittag in Australien und die Behörden haben die Meldung herausgegeben, dass es zu spät ist, um zu flüchten. Wer die Gegend jetzt nicht verlassen hat, ist in höchster Gefahr. Kein schönes Weihnachten.
Auch als ich vor kurzem an der Westküste unterwegs war, haben sich einige Reisende über mich amüsiert, weil ich auf meinen geplanten Roadtrip in südliche Richtung verzichtet habe. In Esperance in Südaustralien loderte ein unkontrolliertes Buschfeuer. Das Ergebnis: Ich habe einen wunderschönen Teil Australiens (noch) nicht gesehen, aber in dem Feuer in Esperance kamen drei europäische Backpacker und ein australischer Farmer ums Leben. Ich bin absolut kein Sicherheitsfanatiker, aber ich habe ein Jahr in Australien gelebt und wenn man in den Sommermonaten 24/7 Berichterstattung über aktuelle Buschfeuer geliefert bekommt, dann nimmt man das ernst.
Hier einmal zusammengefasst Eure Möglichkeiten, um Hinweise über ein Feuer zu erhalten, wenn Ihr in den Sommermonaten in Australien unterwegs seid:
- Nachrichten gucken
- Autoradio an
- Alerts and Warnings Map checken
- ABC Emergency Website ist auch geeignet.
- Bedeutung des Fire Danger Ratings kennen
- Wissen, welcher Fire Danger Status an Eurem Aufenthaltsort aktuell ist.
- Die Fires near me App könnt Ihr hier downloaden.
Wichtig ist es auch, sich verantwortlich zu verhalten, um nicht am Ende selbst ein Feuer zu verursachen:
- Total Fire Ban beachten = kein offenes Feuer
- Zigarettenstummel richtig löschen und am besten mitnehmen.
Leider sehe ich täglich Menschen, die während einer Fahrpause rauchen und ihren Zigarettenstummel zu unbedarft entsorgen.
Wenn Ihr unterwegs seid und ein Feuer seht: Die Notrufnummer in Australien ist 000. Sie funktioniert auch in den Gegenden, in denen Ihr keinen regulären Empfang habt, weil sie über Satelliten bedient wird.
Das Fire Danger Rating könnt Ihr eigentlich nicht verpassen An fast jedem Ortsausgang gibt es eine Tafel mit dem aktuellen Status.
Wer sich die verlinkten Seiten aufmerksam anschaut, wird sehen, dass es sich um verschiedene Staaten handelt. Jeder australische Bundesstaat hat eine eigene Seite für die Feuerwarnungen und -empfehlungen, da sich die Bedingungen in den einzelnen Staaten unterscheiden. Einfach mal googeln.
Ich will Euch mit dem Artikel auf keinen Fall Angst machen oder Euch den Spaß an einer Australien Reise verderben – ich habe selbst keine Angst. Es ist aber wichtig zu wissen, was passieren kann.
Auf den einzelnen Websites gibt es auch detaillierte Hinweise dazu, wie Ihr Euch verhalten solltet, wenn Euch ein Feuer beim Hiking überrascht oder es zu spät ist, um zu fliehen.
Liebe Grüße – nun dank des Feuers vorzeitig aus Melbourne – Nina
Übrigens: Australien hat jedes Jahr diverse Buschfeuer. 2009 kamen am ‘Black Saturday’ in Victoria 173 Menschen ums Leben und etwa 2.000 Häuser brannten lichterloh.
Gut zu lesen dass Du als Tourist die Warnungen ernst nimmst! ich lebe schon seit ueber 25 Jahren hier auf dem Lande und gerade letzte Woche mussten wir auch evakuieren (wir leben in north east victoria). Oft sehe ich wie deutsche Freunde und Bekannte voellig uninformiert reisen und sich damit in grosse Gefahren begeben. Z.B. an einem total fire ban day einen bushwalk zu machen, da das Feuer ja noch weit weg sei (50 km).
Ich kann das nicht verstehen. Selbst in Deutschland sieht man doch immer wieder in den Nachrichten wie schnell es gehen kann. Aber ich werde auch ausgelacht, wenn ich in der Kalbarri für einen kurzen Weg 1 Liter Wasser mitnehme oder wenn ich andere Reisende darauf hinweise, dass es keine so gute Idee ist, barfuß durch hihes Gras zu laufen…