11 Tage war ich mit dem Auto an der Westküste unterwegs. Mein Weg führte mich von Perth die Küste hoch bis nach Coral Bay. Der Westen ist sehr dünn besiedelt und es sind nur wenige Touristen unterwegs, dabei ist die Westküste nicht weniger schön als die populäre Ostküste. Hier kommen meine Route und meine Tipps für Euch.
Hier seht Ihr die grobe Route, aber natürlich habe ich noch hier und da einen Schlenker gemacht oder einen Stop eingelegt, so dass am Ende ca. 3.000 Kilometer zusammenkamen.
Tag 1: Von Perth nach Cervantes (ca. 260 km)
Ein beliebter Tagesausflug ab Perth ist der Besuch des Nambung Nationalparks, besser bekannt unter dem Namen Pinnacles Desert. Der Nationalpark liegt knapp 200 Kilometer von Perth entfernt und ist nach etwa drei Stunden erreicht. Aber nicht ganz so eilig…
Auf dem Weg hierher lohnt ein Stop nördlich von Lancelin. Hier gibt es einen tollen Lookout und einen traumhaft schönen Strand zu sehen. Zudem kommt man sehr nah an die riesigen Sanddünen heran, die die Landschaft hier prägen und von der Straße aus kilometerweit zu sehen sind.
Die Wind- und Kitesurfer unter Euch können hier getrost ein, zwei Tage einplanen. Nachmittags herrschen meistens gute Windbedingungen und durch das vorgelagerte Riff ist die Bucht gut geschützt.
Nach einer kleinen Pause, um die Aussicht zu genießen, geht es weiter zu den Pinnacles. Der Eintritt in den Nationalpark kostet 12 Dollar pro Fahrzeug. Ein vier Kilometer langer Loop Drive führt durch den Nationalpark. Ihr könnt ihn entlang spazieren, was gerade mittags sehr heiß sein kann oder mit dem Auto durchfahren. Es gibt immer wieder Haltebuchten, so dass man in Ruhe entdecken und fotografieren kann. Die Straße ist nicht geteert, lässt sich aber sehr gut ohne 4WD befahren.
Theoretisch kann man am selben Tag noch bis nach Geraldton fahren, aber die Farben verändern sich im Laufe des Tages sehr und es lohnt sich, noch einmal zum Sonnenuntergang herzukommen und zu sehen, wie die Pinnacles lange Schatten werfen und die Sonne langsam im indischen Ozean versinkt.
Wenn Ihr Euch zum Bleiben entscheidet: das kleine Örtchen Cervantes ist nur knapp 20 Kilometer entfernt. Zwischen dem Besuch der Pinnacles am Mittag und zum Sonnenuntergang könnt Ihr es Euch im Seashell Café gut gehen lassen.
Die Eggs Benedict sind zum Niederknien gut.
Oder Ihr gönnt Euch einen sensationell guten Lobster (habe ich mir sagen lassen) für kleines Geld in der Lobster Shack.
Tag 2: Von Cervantes nach Geraldton (ca. 250 km)
An Tag zwei des Roadtrips führt der Weg von Cervantes nach Geraldton.
Nach einem Pitstop am nahe gelegenen Lake Thetis, an dem sich Stromatolithen – die ältesten Lebewesen der Welt (etwa 3,5 Milliarden Jahre) bewundern lassen, geht es weiter in Richtung Norden. Den See erreicht man nach einer kurzen Fahrt über eine unbefestigte Straße. Stromatolithen finden sich auch noch einmal im Hamelin Pool in der Shark Bay, der zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört.
Unterwegs kann man immer mal wieder kleine Stops einlegen. Jurien Bay, Port Denison und Dongara sind schöne kleine Orte die einmal abbiegen und halten lohnen.
Wie die meisten Orte an der Westküste ist auch Port Denison sehr verschlafen, aber sowas von süß und die Fish and Chips sind mega lecker.
Was allen Tagen dieses Roadtrips gemein ist: Der Weg ist das Ziel. Nicht nur die angesteuerten Orte sind traumhaft schön, auch die Straße, die wechselnde Landschaft, die Pflanzen…
Gleich hinter Port Denison liegt Dongara. Hier mündet der Irwin River in den Indischen Ozean. Schaut Euch das an – tolle Kontraste, tolle Landschaft!
Kurz vor Geraldton müsst Ihr unbedingt auf den Leaning Tree achten. Es ist einer von vielen Bäumen, die aufgrund der Windbedingungen in dieser Gegend nicht in die Höhe wachsen, sondern sich seitlich ausbreiten. Leider haben die Westküstenaustralier es nicht wirklich raus mit den Hinweisschildern. Wann auch immer Ihr ein kleines braunes Schild mit einer Kamera seht – es könnte ein sensationell guter oder sensationell nichtssagender Fotostop sein.
In Geraldton angekommen geht es erst kurz an die Strandpromenade. Einmal tief durchatmen und den Kopf nach der Fahrt wieder freipusten lassen.
Den Sonnenuntergang schaue ich mir am Strand bei den Kitesurfern an. Dort gibt es auch einen schönen Leuchtturm.
Tag 3: Besuch im Waminda Wildlife Sanctuary
Am dritten Tag wird kaum gefahren. Ich bin im Netz über das Waminda Wildlife Sanctuary, eine Auffangstation für verletzte Tiere gestolpert. Das will ich sehen und so mache ich mich mit der argentinischen Backpackerin Stefi, die ich bis Coral Bay mitnehme, früh auf den Weg.
Meinen Artikel zum Waminda Wildlife Sanctuary findet Ihr hier.
Tag 4: Von Geraldton nach Kalbarri (ca. 200 km)
Einer der Höhepunkte des Roadtrips ist der Besuch des Kalbarri Nationalparks. Die ersten Kilometer der Zufahrt in Richtung Z-Bend und Hawk’s Head sind gepflastert, danach ist Sense. Langsam fahren ist angesagt, aber man braucht keinen Allradantrieb, selbst mein kleiner Mitsubishi Mirage schafft das. Überall wachsen Wildblumen, die langsame Anfahrt hat auch Vorteile.
Am Hawk’s Head angekommen schlägt mir zuerst die sengende Hitze entgegen. Das sollen 38 Grad sein? Am Hawk’s Head muss man nicht laufen, man kann mit dem Auto bis an die atemberaubende Aussicht heran. Ich vergesse kurzfristig meine Schlangenangst und steige über die Abgrenzung auf die Felsen und genieße die Aussicht. Ein solcher Ort wäre in Europa voller Menschen. Hier ist keine Menschenseele.
Weiter geht es zum Nature’s Window. Der Weg ist insgesamt hin und zurück vielleicht 2 km lang, aber inzwischen steht die Mittagssonne hoch am Himmel und brennt erbarmungslos. Ich trinke auf dem kurzen Weg 1,5 Liter Wasser und habe trotzdem das Gefühl zu verdursten. Mein Kreislauf findet das auch nicht witzig, aber dann der Anblick. Ich bin sprachlos und brauche einen Moment, um mich zu erholen. Hier oben wird mir wieder klar, dass ich meine große Liebe Australien so vermisst habe. Ich war nach dem Studium damals nur für sechs Wochen nach Deutschland geflogen und wollte in Australien bleiben. Dann kam alles anders und ich verliebte mich. Wieder hier in Australien spielt mein Hirn mir manchmal was-wäre-wenn-Streiche. Beziehungen scheitern, Australien ist auch nach zehn Jahren noch herzzerreissend schön.
Auch der Ort Kalbarri, der dann wieder am Meer liegt, ist traumhaft schön. Hier mündet der Murchsison River in den Indischen Ozean und es ist wieder erträglich heiß. Ich erfahre, dass die Temperaturen im Nationalpark im Schnitt etwa zehn bis 12 Grad höher sind als im Ort. Wir sind also bei ca. 50 Grad im Schatten da herumspaziert. Rückblickend mein Rat an Euch: Fahrt erst nach Kalbarri Ort, hier gibt es auch tolle Orte am Meer zu sehen, wie zum Beispiel die Natural Bridge oder die Blue Holes. Zum Nature’s Window und dem Hawk’s Head fahrt besser ganz früh am nächsten Morgen oder am Spätnachmittag.
Wir fahren einen Umweg – meine kleine Backpackerin hat sich in den Kopf gesetzt, den Pink Lake von Port Gregory zu sehen, dafür muss ich noch einmal schlappe 60 Kilometer zurück in südliche Richtung. Ich erinnere mich aber, wie sehr mich mein erster Pink Lake bei Melbourne damals beeindruckt hat und los gehts.
Der See leuchtet wirklich in einem sagenhaften Pink – noch viel mehr als die Bilder zeigen.
BASF hat eine Niederlassung am See, mitten im Nirgendwo und ich muss kurz schmunzeln. Die Farbe des Wassers hat aber natürliche Ursachen – sie wird durch Bakterien verursacht.
Zurück in Kalbarri mache ich schlapp: Schnell noch das Auto getankt, ein Sixpack und eine Pizza geshoppt und nach dem Essen falle ich in Schutzohnmacht.
Tag 5: Von Kalbarri nach Monkey Mia (ca. 420 km)
Es stehen zwei Übernachtungen in Monkey Mia an.
Auf dem Weg halte ich am Billabong Roadhouse, denn bei den großen Distanzen in Australien ist es sinnvoll, jede Möglichkeit zum Tanken zu nutzen, auch wenn der Tank noch halbvoll ist. Außerdem habe ich gehört, dass das Roadhouse ziemlich abgefahren ist.
Ich werde von lauter Country Musik und einem Alien begrüßt; die Wände sind mit Fotos von Tatoos der Reisenden aus aller Welt zugekleistert. Ja, es ist etwas abgefahren, aber sooo sehr nun auch nicht. Trotzdem nett und das Banana Bread ist eines der besten, die ich je hatte. Und das hausgemachte indische Curry riecht super.
Der kleine Ort liegt in der Shark Bay, die ebenfalls zum Weltnaturerbe gehört und vor allem für die wilden Delfine bekannt ist, die sich hier seit etwa 40 Jahren jeden Tag am Strand blicken lassen.
Die Fahrt entlang der Shark Bay bis Monkey Mia ist voller Farben. Ein strahlend blauer Himmel und ein Meer, das von transparent über türkis bis tiefblau schimmert.
Die knapp zwei Tage in Monkey Mia vergehen wie im Flug. Schwimmen, schnorcheln, jede Menge Tiere entdecken und natürlich die Delfine. Die Australier respektieren ihre Umwelt und so gilt eine strikte no touch policy, an die sich auch wirklich jeder hält. Die Meute darf gerade einmal bis zu den Knöcheln ins Wasser – ich will die Tiere ohnehin nicht anfassen und fotografiere erst einmal vom Anleger.
Ich hatte gedacht, dass die Delfine nur kommen, weil sie gefüttert werden, aber tatsächlich bekommen nut zwei der Tiere jeweils einen Fisch. Die Beziehung dieser Delfine zu den Menschen in Monkey Mia begann vor 40 Jahren als Fischer die Tiere fütterten. Als die Touristen kamen, kippte das Ganze. Die Delfine, die hier vorbeischauen, sind fast ausschließlich Weibchen. Sie kommen auch mit ihrem Nachwuchs und wird dieser gefüttert, lernt er nicht zu jagen und kann nicht überleben. Es wurden klare Regeln definiert. Touristen dürfen nicht füttern (mit Ausnahme von zwei, drei Leuten, die einen Fisch von den Rangern bekommen und es darf eben nicht angefasst werden. Selbst dann nicht, wenn der Delfin die Nähe sucht.
Das könnt Ihr Euch dann auch gleich merken, falls es Euch einmal nach Western Australia verschlägt: Es ist illegal, sich einem Delfin mehr als 30 Meter zu nähern und ich finde das großartig.
Monkey Mia hat aber noch viel mehr tierische Bewohner. Ich habe immer wieder Pelikane und Meeresschildkröten gesehen, beim Schnorcheln hatte ich eine direkt vor der Nase.
Ich habe im Monkey Mia Dolphin Resort übernachtet, da gibt es vom Dorm Bed bis zur Suite alle Preisklassen, aber außer dem Resort ist da nix. Ihr könnt auch in Denham übernachten, das sind schlappe 20 Kilometer und da gibt es immerhin einen Pub und die Bucht dort ist der Hammer.
Tag 7: Von Monkey Mia nach Coral Bay (knapp 600 km)
Nach knappen zwei Tagen in Monkey Mia steht nun eine richtig lange Anfahrt an. Wenn Ihr Euren Trip plant, vergesst nicht, dass das Tempolimit 110 km/h beträgt – man braucht Zeit. Ich fahre früh los, weil ich gerne noch am Shell Beach halten und einen kleinen Umweg zu den Blowholes bei Carnarvon machen möchte. Einen Strand, der nur aus Muscheln besteht, will ich mir nicht entgehen lassen.
Auf dem Bild sieht der Strand leider nicht so spektakulär aus und das tut er auch nicht, wenn man ihn betritt. erst, wenn man näher ans Wasser kommt, setzt das Staunen ein. Millionen und Abermillionen Muscheln, das ist wirklich schön und das Wasser lädt auch zum Baden ein. Leider fehlt die Zeit. Noch ein paar – schlechte – Fotos geschossen und weiter geht es.
Carnarvon liegt auf dem Weg nach Coral Bay, leider sind es 49 km Abstecjer zu den Blowholes, also knapp 100 hin und zurück. Für mich hat es sich gelohnt, weil Flut war und die Wasserfontänen in die Höhe schossen, aber bei Ebbe sind viele Besucher enttäuscht, also checkt unbedingt die Gezeiten, wenn Ihr dorthin möchtet und seid Euch bewusst, dass da ab und zu ganz schön gewaltige Wellen heran gerauscht kommen, also nicht nur durch die Kamera linsen.
Und so sieht es dann aus, wenn die Wellen Gas geben und es aus den Blowholes heraus zischt.
Die 49 km zu den Blowholes vermitteln den Eindruck, ans Ende der Welt zu führen und ich bin froh, wieder am Highway anzukommen. Da ist zwar auch nicht viel mehr los, aber wenigstens ein bisschen und auf der Strecke zu den Blowholes haben wir eine dicke, fette Giftschlange gesehen – schauder. Inzwischen habe ich vier gezählt, das sind drei mehr als in meinem ganzen Jahr in Australien und Gott sei Dank saß ich immer im Auto. Ich hoffe, das bleibt so. Mitten in der Pampa ein Biss von einer der giftigsten Schlangen der Welt, das wäre das sichere Ende.
Dass Australien wirklich nicht ganz ungefährlich ist, blendet man meistens aus, man kann sich damit auch nicht ständig beschäftigen, aber manche Dinge sollte man sich bewusst machen. Manchmal helfen die Australier aber auch mit netten Hinweisen nach.
Nach einem Stop im Roadhouse passieren wir noch Tropic of Capricorn, besser bekannt als der südliche Wendekreis.
Ohne Scheiß, die Gegend hier gibt einem das Gefühl, der allerletzte Mensch auf der Welt zu sein. Noch ca. 40 km mehr mit diesem Gefühl, dann ist am späten Nachmittag das kleine Coral Bay am Ningaloo Riff erreicht.
Das Wasser ist so klar und es geht ganz sanft hinein, um dann plötzlich sehr tief zu werden. Der Sand wird abgelöst von Seegras und direkt vor dem Strand tummeln sich Fische aller Art, Stachelrochen, Riffhaie und ab und zu auch Tigerhaie.
Ich hadere mit mir, ob ich mit Mantarochen schnorcheln gehe. Am Tag vorher wurde hier ein fetter Tigerhai gesichtet. Die Entscheidung wird mir abgenommen. Als ich nachfrage, ist der letzte Platz vergeben. Ich sehe aber beim Schnorcheln einen Stachelrochen. Immerhin.
Und nach dem Bild hat die GoPro schlapp gemacht – man sollte so einen Akku auch laden.
Nachdem ich Tag acht auch in Coral Bay verbracht habe, ging es an die Rückfahrt. Von Coral Bay bis Geraldton an Tag neun. Dort habe ich zwei Tage halt gemacht. Geraldton hat süße kleine Cafés und Shops und schöne Strände, ein guter Stop.
Nun bin ich wieder in Perth und überlege, wohin es als nächstes geht. Eigentlich wollte ich in den Südwesten, aber nach den schlimmen Buschbränden bei Esperance herrscht noch immer ein sehr hohes Feuerrisiko, also Alternativen denken.
Wart Ihr auch schon einmal in Westaustralien? Was hat Euch besonders gut gefallen?
Liebste Grüße aus down under….