Heute Nacht bin ich Couchsurfing Host von Ka Yin, einer 21-jährigen Chemiestudentin aus Hongkong, die ein Auslandssemester in Darmstadt verbringt. Was sie am merkwürdigsten in Deutschland findet, frage ich sie, nachdem wir einige Zeit small talk über unsere Länder geführt haben. Sie muss nicht überlegen, es platzt quasi aus ihr raus: „You don’t use umbrellas, why don’t you use umbrellas? Even in the heavy rain I see so many people with no umbrella.“
Meine simple Gemüsesuppe mit Hühnerbrust findet sie toll, weil in ihr nicht alles mögliche schwimmt, was man dann nachher doch nicht isst.
Ka Yin lebt in einem Studentenwohnheim in einer WG mit fünf Jungs als einziges Mädchen, die nicht vorhandene Geschlechtertrennung nimmt sie zur Kenntnis, aber die Jungs machen zu viel Party, das stört ein wenig.
Was ich noch lerne, ehe ich ins Bett gehe: was es mit dem Moon Cake auf sich hat. Und mit Rice Dumplings. Wollt Ihr es wissen? Den Moon Cake gibt es zum Mid Autumn Fest im September. Es ist ein kleiner Kuchen aus Lotussamenpaste, gefüllt ist er mit Eigelb. Ok, ein Kuchen halt, oder? Nein, zu diesem Kuchen gibt es eine Geschichte. Zu Zeiten der Ming Revolution nutzten die Revolutionäre den Moon cake, um geheime Botschaften zu verschicken. Statt des Eigelbs verbarg sich im Inneren des Kuchens die Nachricht.Und Rice Dumplings? Chinesen glauben, dass diese gemacht und ins Wasser geworfen wurden, als ein Poet sich aus Kummer ertränkte. Sie sollten die Fische davon abhalten, den Körper des Toten zu fressen.
Hungrig und um zwei Geschichten reicher gehe ich ins Bett.