Wenn ich reise, zieht es mich meistens ans Meer. Weil ich mich dort besser fühle und das Meer mit all seinen Facetten so viele verschiedene Stimmungen spiegeln kann. Weil es so weit ist und so wild, aber auch so ruhig. Dieses Mal aber sollte es in die Berge gehen und was soll ich sagen? Ich hatte vergessen, wie traumhaft schön die Berge sind und welche Kraft und Ruhe sie ausstrahlen. Meran ist aber auch der perfekte Einstieg in die Bergwelt.
Meran – die historische Altstadt
Meran ist eine wunderschöne Kleinstadt, für die Ihr Euch auch dann ein paar Stunden Zeit nehmen solltet, wenn Ihr eigentlich den Fokus aufs Wandern oder Skifahren legt, denn der kleine, von Bergen umgebene Ort ist wirklich süß.
Spaziert einfach an der Kurpromenade entlang wie einst Kaiserin Sissi, shoppt tolle italienische Schuhe in einem der vielen Schuhgeschäfte oder wandert von der Stadt aus los, zum Beispiel über den Tappeinerweg.
Ein Ort für die Seele: Miramonti
Da unser ganzer Roadtrip – ich bin ausnahmsweise nicht alleine, sondern mit meiner Freundin Alex unterwegs – sich rund um die Idee entwickelt hat, das Miramonti zu besuchen und weil wir uns hier von der ersten bis zur letzten Sekunde wohl gefühlt haben, bekommt das Hotel, das mehr ein Zuhause in der Ferne ist, eine etwas ausgiebigere Behandlung.
Wellness im Spa des Miramonti
Wer im Meraner Land einen Wellness-Tag einlegen möchte, hat viele Möglichkeiten. Wer kein Hotel mit Spa bucht, wird sich in der Therme Meran pudelwohl fühlen. Da wir im Miramonti bleiben, reisen wir einfach schon früh am Morgen an. Schon beim Betreten des Hotels in Hafling, gleich oberhalb von Meran, spüre ich, dass ich meine Anspannung vor der Tür lasse. Der erste Blick – noch vor der Rezeption – verheißt tolle Aussichten.
Wir werden ins Spa geführt und augenblicklich bin ich im Entspannungsmodus. Wer mich kennt, weiß, dass das an ein Wunder grenzt, aber das sehr großzügig angelegte Spa entspricht genau meinen Bedürfnissen und meinem Geschmack. Es ist herrlich ruhig hier – nicht die gezwungene Ruhe anderer Spas, in die dann doch alle paar Sekunden ein Geräusch platzt. Nein, es ist eine angenehme, wohltuende Ruhe, die Art von Ruhe, bei der man sich selbst wahrnimmt und sich wohligwarm angekommen fühlt.
Das Spa ist minimalistisch, aber sehr geschmackvoll und mit Liebe zum Detail angelegt, auch wenn das wie ein Widerspruch klingt. Am Vormittag kann man sich hier selbst Kaffee machen, es stehen getrocknete Apfelringe – natürlich aus Meraner Äpfeln – und frisches Obst und Säfte bereit; die wichtigsten Tageszeitungen liegen aus.
Das unbenommene Highlight des Spas ist der Infinity Pool, in dem man auf die Bergwelt und das Tal zuschwimmt. Es ist noch kühl so früh am Morgen im September, aber das Wasser ist weich und warm und so lässt sich der Ausblick – inklusive einer kleinen Fotosession – ausgiebig genießen.
Im Liegebereich oder im Ruhehaus lässt es sich wunderbar abschalten. Einfach atmen – ein, aus, sich selbst spüren und es nicht fassen können, wie der Raum und die unfassbare Aussicht die Seele beruhigen. Ich bin eigentlich immer hibbelig und komme nur in wenigen Situationen zur Ruhe. Hier könnte ich stundenlang einfach liegen und atmen. Mein Handy, mit dem ich sonst verwachsen bin, habe ich schon in mein Zimmer gebracht. Tut das gut!
Am Mittag wird es warm und ich suche Alex, um mit einem Aperol Spritz anzustoßen. Später lassen wir uns jeweils bei einer ausgiebigen Massage von Miriam verwöhnen. Was für ein tiefenentspannter Tag!
Zwischen Bäumen im Wald hinter dem Hauptgebäude warten Waldsauna und Whirlpool auf einen Besuch.
Übrigens: Auch wenn hier eine herrlich private Atmosphäre herrscht, da das Miramonti nur 36 Zimmer und Suiten hat, und es also nie voll wird – Ihr könnt auch als Tagesgäste das Spa besuchen. Dafür solltet Ihr aber zeitig reservieren, da nicht mehr als sechs Tagesgäste buchen können.
Den Tag ausklingen lassen im Miramonti
Ob nach einem Wellnesstag im Spa oder einem Tag an der frischen Luft – unsere Abende klingen im Miramonti aus. Drei Restaurants stehen zur Auswahl: das legere Miramonti Klassik mit leckeren Menüs oder für den kleinen Appetit auch einzelnen Gängen und den humorvollsten Kellnern Norditaliens, die Miramonti Stube, deren Gemütlichkeit umwerfend ist und an deren gerade einmal vier Tischen Südtiroler Küche serviert wird und dann – last but not least – das Panoramarestaurant mit gehobener Küche und seinem atemberaubenden Blick auf Meran.
Dort bekommen wir zum Blick auch noch das beste Vitello Tonnato, das ich je gegessen habe und einen äußerst leckeren Wein von den Gastgebern des Hotels, Klaus und Carmen, die das Haus mit sehr viel Liebe und Aufmerksamkeit führen, was sich nicht zuletzt zeigt als Klaus sich bei der Abreise von uns verabschiedet und genau weiß, welche Gäste wir sind und dass wir abreisen. Diese kleinen Details sind es doch, die den Unterschied machen zwischen einem Hotel, in dem man Gast ist und einem, in dem man sich wie bei Freunden fühlt.
Jeden Tag ein neuer Film im Knottnkino
Der Preis? Ein Fußmarsch. Der Film? Besser als jeder Blockbuster. Das Erlebnis? Individuell.
Auf dem Rotsteinkogel liegt auf 1465m Höhe das Knottnkino. 30 Kinosessel erwarten den Wanderer und der Film, der hier in Dauerschleife läuft, ist doch immer brandneu. Regisseur ist die Natur; das Eschtal, die Dolomiten und die Alpen füllen die Leinwand mit einzigartigen Blicken. Für mich ein Highlight, auf das ich mich sehr gefreut hatte und das meine Erwartungen mehr als erfüllt.
Geschaffen hat das Knottnkino der Künstler Franz Messner im Jahr 2000.
Je nach Kondition gibt es verschiedene Möglichkeiten für den Aufstieg zum Knottnkino, der kürzeste Weg führt zwischen Hafling und Vöran den Berg hinauf und dauert 30 bis 50 Minuten. Wer den kurzen Weg nehmen mag, kann am Parkplatz oberhalb des Gasthofs Alpenrose parken. Von dort ist der Weg ausgeschildert. Dieser Aufstieg ist sehr steil und wirklich anstrengend, aber das Knottnkino lässt die Mühe in Sekunden vergessen. Keine Angst: Auch wenn Ihr nicht fit seid, schafft Ihr es diesen Weg hinauf. Immerhin habe ich es mit knapp 50 % Lungenfunktion geschafft, also packt Ihr das auch! Die Strecke ist nur 1,6km lang, allerdings überwindet Ihr dabei 103 Höhenmeter.
Für diejenigen unter Euch, die Kondition haben und den Besuch des Knottnkinos mit einer richtigen Wanderung verbinden wollen, gibt es hier weitere Routen.
Die Gärten von Schloss Trautmannsdorff
Die ganze Welt in einem Garten – selbst wenn Ihr keine Pflanzenfans seid, diese Gärten müsst Ihr einfach sehen! Eingebettet in die herrliche Bergkulisse von Meran sind die Gärten von Schloss Trautmannsdorff ein perfekter Ort zum Entspannen und beim Spaziergang durch die verschiedenen Themen könnt Ihr Pflanzen aus aller Welt bewundern.
Auf 12 Hektar erstrecken sich die Gärten – wer alles anschauen möchte, sollte sich den ganzen Tag Zeit nehmen und sich darauf einstellen, auch hier 100 Meter Höhenunterschied zu überwinden. Da wir den Garten nur ein paar Stunden lang besuchen, nachdem wir am Vormittag schon das Knottnkino bezwungen haben, überlasse ich es Alex, die höher gelegenen Gärten und Aussichten zu erkunden, während ich mir in Ruhe die unteren Gärten anschaue und im Café den Hugo teste.
Schloss Trautmannsdorf diente schon Kaiserin Sissi und ihrer Tochter als Erholungsort, einer der Gründe, warum Meran heute als Luftkurort bekannt ist. So erinnern zahlreiche Stationen im Garten an Sissi und aus dem Ort führt der Sissi-Weg zum Garten.
Von Pflanzen hat vermutlich jeder Mensch, der diesen Artikel liest, mehr Ahnung als ich. Ich habe weder einen grünen Daumen, noch weiß ich mehr über Pflanzen als dass sie schön anzuschauen sind, also macht Euch auf den Weg und erkundet diese einzigartigen Gärten, die auch mich begeistert haben.
Ausritt auf dem Haflinger
Ich habe Angst vor Pferden. Ich bin ein unruhiger Mensch, Pferde sind Fluchttiere – nicht die beste Mischung. Das einzige Pferd, auf dem ich je angstfrei saß, war das Haflinger einer Freundin und so lasse ich mich gedanklich fast darauf ein, mich noch einmal auf einen Pferderücken zu wagen als Alex ins Schwärmen kommt. Als Kind hat sie Ferien auf dem Reiterhof verbracht und in der Traumkulisse des Meran muss es ganz schön sein zu reiten, auch wenn ich denke, dass bergauf und bergab nicht gerade ideale Anfängerbedingungen sind.
So überlasse ich es Alex auf dem Reiterhof Sulfner – gleich neben dem Miramonti – nach einem Leihpferd zu fragen. Daraus wird aber nichts, da die Pferde nur an Reiter mit ein wenig Erfahrung vergeben werden, weil die Bedingungen im Gelände dann wohl doch zu anspruchsvoll sind. Die Enttäuschung hält nicht lange an, denn da lockt ja noch der Ausflug auf dem anderen Sattel. Mit dem E-Bike auf die Alm.
Mit dem E-Bike auf die Alm
Während Knottnkino und das Miramonti Spa meine must sees für den Aufenthalt in Meran waren, hatte Alex sich vor dem Urlaub in den Kopf gesetzt, mit dem E-Bike auf die Alm zu fahren, um dort eine Buttermilch zu schlürfen. Zwar hatte ich dazu auch große Lust, ich konnte mir aber einfach nicht vorstellen, dass bei den Steigungen ein kleiner E-Bike-Motor reicht, um nicht trotzdem vollkommen aus der Puste zu kommen. Mit starkem Asthma und Rad am Berg, irgendwie wusste ich, das geht nicht gut und so trennten sich am letzten Tag unsere Wege für ein paar Stunden. Während Alex nach ein paar Proberunden vor dem Miramonti gen Tal düste, fragte ich mich, wie gut die Idee war, das Bike zunächst bergab auszuprobieren, aber man wächst mit seinen Aufgaben und Alex ist nicht unfit.
Während ich also den Urlaub noch einmal im Spa ausklingen ließ und mich dort mit dem interessanten älteren Ehepaar austauschte, mit dem wir jeden Abend auf ein paar Drinks vor dem Kamin gelandet waren, ging Alex an ihre Grenzen und darüber hinaus. Auf halbem Weg in Richtung Tal (immerhin 6km bergab an der viel befahrenen Straße und vor landschaftlich atemberaubender Kulisse) kam auch ihr der Gedanke, dass es irgendwann ja auch wieder bergauf gehen muss. Das war dann tatsächlich so anstrengend, dass ich es wohl nicht ohne Asthmaanfall gepackt hätte, aber am Ende schaffte sie es, den inneren Schweinehund zu bezwingen und sich hoch auf die Alm zu strampeln, wo die Anstrengung bei einer Blaubeerbuttermilch schnell vergessen war.
Im Meraner Land kann man noch so viel mehr machen als Wellness und einen strammen Spaziergang, aber für dieses Mal war Meran ein Ort auf einem Roadtrip und der zur Entspannung geplante Abschluss von 14 Tagen unterwegs mit einer Freundin. Meran, ich komme wieder und, liebe Alex, mit Dir verreise ich gerne wieder!
Wenn es Euch nach Südtirol verschlägt. lasst Euch Meran nicht entgehen. Von hier aus seid Ihr auch schnell in Bozen und viele tolle andere Orte in Südtirol lassen sich wunderbar als Tagestrip erreichen, so zum Beispiel auch der Pagser Wildsee, aber der verdient einen eigenen Blogpost.
Wer von Euch war schon in Südtirol und was waren Eure Highlights? Ich freue mich über Kommentare und Tipps.
Ein ganz toller Bericht über Meran und schon beim lesen fühlte ich direkt die Entspannung und Schönheit vom Hotel wie auch von Meran. Danke für den schönen Reisebericht
LG Andrea