Gastbeitrag
Lisa und Ralf waren zwei Wochen lang in Portugal unterwegs. Hier kommt ihr Erfahrungsbericht:
Eigentlich sollte es nach Kolumbien gehen – weil Arbeit und Studium aber „nur“ zwei Wochen Urlaub hergeben wollten, haben wir uns für Portugal entschieden. Zum Glück! Das Land ist der Wahnsinn und wurde direkt auf unsere (sehr kurze!) Repeat-Liste aufgenommen; also zu den Ländern die wir unbedingt noch einmal besuchen wollen.
Zwei Wochen waren perfekt um entspannt einen guten Überblick über das Land zu bekommen. Würde man die Reise auf eine Stadt plus Tagesausflüge in der Gegend eingrenzen, wäre eine Woche auch genug. Gleichzeitig bietet das kleine Land erstaunlich viel Abwechslung und könnte leicht drei oder sogar vier Wochen füllen.
Besonders geeignet für Reisende, die gerne wilde Natur, spannende Städte und fantastisches Essen in einem Trip wollen. Und unbegrenzt köstliche Törtchen. Uns war der März allerdings etwas zu wetterunsicher – April/Mai oder dann September/Oktober eignen sich wahrscheinlich besser und sind trotzdem noch nicht überlaufen.
So viel zum Überblick – hier nun unsere Reiseerfahrungen im Detail:
Die junge Frau und das Meer
Los geht’s nach einem entspannten dreistündigen Direktflug von Frankfurt und einem ersten netten Abend in Lissabon. Unser erster „richtiger“ Tag ist gleichzeitig eins der Highlights: Wir treffen unsere Freunde, die einen Teil ihrer Elternzeit in Portugal verbringen, in Cascais. Der Ort lässt sich mit dem Zug aus Lissabon leicht erreichen. Riesige Doraden und eine Flasche Weißwein zum Mittagessen am Praia da Adraga. Die Möwen tanzen im Wind. Wir wandern dramatische Klippen entlang und klettern zu einem abgelegenen Strand. Der Atlantik ist unglaublich und Lisa revidiert ihre Einstellung zum Meer.
Lissabon braucht Sonne
Die nächsten drei Tage verbringen wir in Lissabon. Richtig warm werden wir mit der Stadt nicht. Das liegt sicher auch am regnerischen Wetter, einem zugigen Keller-Apartment im Alfama-Viertel und der darauffolgenden Erkältung – während andere europäische Städte auch gut im Regen funktionieren (London, Amsterdam), braucht Lissabon definitiv Sonne um ihren Charme zu entfalten. Wetterunabhängig ist Ralf den kleinen traditionellen Straßenbahnen verfallen, die sich tapfer die steilen Straßen hoch und runter kämpfen.
Unsere Favoriten:
- Flohmarkt Feira da Ladra in Alfama (immer Dienstag und Samstag): Croissants im Sonnenschein, eine Swing-Band, kleine Designerläden und tolle Aussichten.
- Pastelaria Alfama Doce – köstliche Pastéis de Nata und süße Kichererbsenkreationen.
- Agulha no Palheiro – Abendessen und Cocktails. Das solltet Ihr nicht verpassen es ist überragend!
- Aussichtspunkt Graça – toller Blick über die Stadt, der sich mit einem Wein zum Sonnenuntergang im kleinen Café am Platz noch besser genießen lässt.
Portwein wird unterschätzt
Wir fahren mit dem Zug nach Porto und bereuen sofort, dass wir nur zwei Nächte eingeplant haben. Wir schlendern durch Straßen voller kleiner Läden, Kunstgalerien und Streetart, sind verblüfft, dass Häuser in bester Lage teilweise verfallen und essen Maronen und Muscheln an der Flusspromenade. Berauscht von hervorragendem Portwein klettern wir die Straßen am anderen Flussufer nach oben und bewundern die Aussicht über die Stadt. Leider bleibt uns keine Zeit, um die Weinberge im Douro-Tal oder die Nordküste zu erkunden.
Unsere Favoriten:
- Quinta dos Corvos. Die kleine Weinkellerei „Krähenhof“ stellt nur 30 000 Flaschen Qualitätsport pro Jahr her und bietet eine kurze und interessante Führung durch den Weinkeller mit Portwein-Tasting an. Der Preis wird verrechnet, falls man am Ende Wein einkauft (was wir dringend empfehlen).
- Der bezaubernde Buchladen Lello ist nicht wirklich ein Geheimtipp, aber definitiv einen Besuch wert.
- Taberna Folias de Baco. Nette Atmosphäre und gutes, aber günstiges Essen.
Roadtrip in Portugal
Nach einer Zugfahrt zurück nach Lissabon und einer Nacht im wahrscheinlich schlimmsten AirBnB aller Zeiten holen wir am nächsten Tag unseren Campervan ab. Die nächsten fünf Tage soll er unser Zuhause sein – unsere erste Wohnwagenerfahrung seit Kindertagen. Kaum haben wir Lissabon gen Sintra verlassen, rächen sich die Muscheln aus Porto und Lisa hat eine Lebensmittelvergiftung. Ralf jagt den Camper durch enge Gassen, bis wir endlich eine Apotheke finden. Unsere Freunde bieten uns zum Glück eine Nacht Asyl in der Wohnung ihrer Eltern. Am nächsten Morgen ist alles wieder gut.
Die nächsten vier Tage und Nächste fahren wir von Guincho bei Lissabon über Setúbal und Sagres die Küster herunter und stoppen an fast jedem Strand. Drei Nächte campen wir wild (was in Portugal in der Nebensaison toleriert wird, wenn kein explizites Verbotsschild erkennbar ist), die letzte Nacht auf dem Campingplatz. Ralf hasst Campervan fahren und kann nachts nicht schlafen. Lisa schläft mühelos neun bis zehn Stunden durch, was auch mit der halben Flasche Wein pro Sonnenuntergang zu tun haben könnte.
Die meisten Orte haben wir fast für uns alleine; allerdings haben wir auch die Kerntouristenzone an der Algarve weitgehend ausgelassen. Insgesamt braucht es etwas Zeit, um den richtigen Rhythmus zu finden (Wie lange wollen wir pro Tag fahren? Suchen wir ein nettes Restaurant oder kochen wir im Camper? Stellen wir uns hier zu den deutschen Rentnern oder suchen wir noch einen anderen Ort zum Übernachten?)
Am letzten Tag fahren wir kurz vor Lagos auf die Autobahn und sind in drei Stunden in Lissabon. Vier Tage reichen prinzipiell für die Strecke aus – fünf bis sechs Tage würden es aber zum Beispiel erlauben, die schöne Gegend um Tróia zu erkunden oder einen Abstecher ins Landesinnere zu machen. Allerdings schlägt die Miete für den Camper mit Benzin und Maut mehr zu Buche als eine Ferienwohnung mit Mietwagen.
Unsere Favoriten:
- Cabo Sardão: Kleiner Leuchtturm mit wahnsinnigen Klippen – perfekt für einen Zwischenstopp.
- Praia de Odeceixe: Vom wunderschönen kleinen Strand geht ein Fluss ab. Am Flussbett lässt sich wunderbar übernachten. Ein wenig von uns weg steht eine Gruppe bunter alter Wagen; abends brennt ein Feuer und Kinder spielen mit Holzreifen.
- Praia do Amado: Malerischer, kurviger Strand – nicht zum Übernachten, aber perfekt für einen Galão oder ein kühles Sagres-Bier im einzigen Café während man den Surfern zuguckt.
- Salema Eco Camp: Entspannter, sehr sauberer Campingplatz mit freier Platzwahl. 15 Minuten zu Fuss zum Strand.
Wieder in Lissabon
Für die letzte Urlaubsnacht gönnen wir uns ein schickes AirBnB und genießen gegrillten Oktopus und Rosé auf einer Dachterrasse mit Panoramablick. Die Stadt hat uns wieder! Am Morgen dann ein letztes Mal Törtchen zum Frühstück, auf dem Balkon in der Sonne mit Aussicht auf Meer und Altstadt. Später essen wir mit unseren Freunden zu Mittag, schlendern noch einmal kurz durch die Stadt und fahren dann zum Flughafen.
Die nächsten Tage zuhause belästigen wir unsere Kollegen und Freunde mit unserer guten Laune, kochen Fischeintopf und trinken Vinho Verde.
Lisa (28) und Ralf (29) reisen seit fast 12 Jahren zusammen. Ihre Repeat-Liste: Schottland, Vietnam, Sumatra, Holbox und Portugal. Lisa arbeitet zu Sozialstandards im Textilsektor in Amsterdam und reist deswegen auch von Beruf, vor allem nach Indien. Ralf schreibt gerade seine Bachelorarbeit in Betriebswirtschaft in Frankfurt und will ab dem Herbst auch in Amsterdam arbeiten.
Ich freue mich drüber… 🙂
Wahnsinn! Toller Beitrag, der Lust auf Portugal macht. Ich hoffe, mehr von Ralf und Lisa’s Reisen zu lesen…:-)