Norwegen
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Das Tor zur Arktis: 10 Tipps für Tromsø

350 Kilometer nördlich des Polarkreises liegt das kleine Tromsø. Das Tor zur Arktis oder auch Paris des Nordens ist mit knapp 75.000 Einwohnern der größte Ort Nordnorwegens und nicht halb so verschlafen wie man erwarten könnte. Im Gegenteil: Fast 12.000 Studenten und eine sehr lebendige Innenstadt sowie die traumhaft schöne Natur rund um den Ort sorgen dafür, dass es nicht langweilig wird.

Mich verschlägt es Ende November nach Tromsø – zu dieser Zeit kommen Menschen hauptsächlich aus zwei Gründen in den hohen Norden: Um die Polarlichter zu sehen oder in der Hoffnung auf eine Begegnung mit den Riesen der Meere: Buckel- und Orcawale sammeln sich ab September/ Oktober hier oben für das große Fressen, denn dann gibt es hier massenhaft Hering und die Jagdsaison ist eröffnet.

Orccas in der Arktis

Auch mein Tromsø-Besuch ist kein Zufall. Gemeinsam mit dem Meeresbiologen Sebastian Striewski und seinem Team von Pure Venture Forschungsreisen möchte ich die Tiere aus nächster Nähe erleben. Aber zunächst einmal nehme ich mir ein paar Tage Zeit, um Tromsø zu erkunden. Mein erster Tipp für Euch, falls auch Ihr einmal herkommt: Lasst Euch auch Zeit für den Ort – er hat viel zu bieten.

Fjellheisen: Die beste Aussicht in Tromsø

Mit der Seilbahn Fjellheisen ist man innerhalb kürzester Zeit auf dem Storsteinen. 421 Meter über dem Meeresspiegel hat man hier die perfekte Aussicht auf Tromsø. Auch Nordlichter lassen sich von hier beobachten. Mit der Stadt im Hintergrund bekommt man mit den richtigen Kameraeinstellungen grandiose Bilder des Naturschauspiels.

Blick vom Storsteinen auf Tromsø

Mein Besuch tagsüber Ende November erlaubt es mir, fast alleine durch den Schnee hier oben zu stapfen, die Aussicht zu genießen und Sonnenaufgang und -untergang gefühlt in einem Rutsch zu erleben. Denn kaum steht die Sonne an ihrem höchsten Punkt, der gerade einmal die Berggipfel rötlich leuchten, aber das Licht nicht über den Horizont krabbeln lässt, schon versinkt sie auch wieder in weiter Ferne und der Himmel taucht in kühles Licht.

Auch die lichtarme Jahreszeit hat ihre Reize

Die Talstation ist zu Fuß von Tromsø zu erreichen – im Winter tut es aber auch der Bus. Tipp: Kauft das Ticket nicht erst beim Fahrer, sondern holt Euch zum Beispiel im Narvesen Shop eines, auf das Ihr die benötigten Fahrten laden lasst. Das macht das ganze deutlich günstiger, denn so zahlt Ihr nur 30 statt 50 NOK pro Strecke.

Tromsø von oben

Polarlichter in Tromsø

Viele Touristen zieht es in der Zeit von September bis März in die Arktis. Sie kommen, um die Polarlichter zu sehen. Tromsø ist einer der besten Orte, um dieses Phänomen am Himmel zu beobachten, denn es liegt quasi im Zentrum der Aktivitäten. So kann man in Tromsø diverse Touren buchen, um die Lichter zu sehen, was Sinn macht, da diese sich am besten beobachten lassen, wenn kein störendes Streulicht vorhanden ist. Trotzdem lassen sich die Nordlichter auch von der Stadt aus sehen und wie schon erwähnt, ist Fjellheisen ein toller Ort, um gute Bilder einzufangen, wenn Ihr keine Lust habt, auf gut Glück eine mehrstündige Tour zu unternehmen.

Polarlichter über Tromsø , Foto: Shutterstock

Denn eine Garantie, die Lichter zu sehen, gibt es nicht. Nur in klaren Nächten tanzen die Lichter richtig schön über den Himmel der Arktis. Wenn Ihr die Polarlichter fotografieren wollt, solltet Ihr unbedingt ein Stativ einpacken, da Ihr hierfür eine lange Belichtungszeit einstellen müsst und die Bilder ansonsten verwackeln. Wie Polarlichter entstehen, könnt Ihr hier nachlesen.

Den Hundeschlitten lenken in Tromsø

Leider habe ich mir schon zu viele andere Dinge vorgenommen und so fällt die Fahrt mit dem Hundeschlitten hintenüber. Ich hatte auf Neuschnee gehofft und habe mich dann aber für eine Fjordtour entschieden, aber drei meiner Mitreisenden der Orca-Expedition – Mark, Kristina und Ari – haben die Selbstfahrertour mitgemacht.

Mit dem Hundeschlitten durch die arktische Winterlandschaft. Foto: Kristina Peez

Auch wenn noch nicht so viel Schnee da war, so hatten sie in der Natur mit den hoch motivierten Hunden viel Spaß und am Ende von den ungewohnten Bewegungen fetten Muskelkater. Auch bei der Selbstfahrertour sind natürlich erfahrene Begleiter dabei – also traut Euch ruhig!

Husky in Tromsø , Foto: Adobe Stock

Risø – der beste Kaffee in Tromsø

In der Strandgata 32 finde ich nach einer ungestützten, nicht repräsentativenBefragung mit zehn norwegischen Teilnehmern das beste Café der kleinen arktischen Stadt. Im Risø schmeckt nicht nur der Kaffee unglaublich gut – die Zimtschnecken sind zum Niederknien lecker. Und der Barrista hat es drauf.  Jeder Kaffee ist hier ein Kunstwerk – ob Wale, florale Muster oder Edward Munchs Der Schrei – Platz ist in der kleinsten Kaffeetasse.

A whale of a time bei Risø

Wenn Ihr Euren Kaffee nicht to go haben wollt, belegt Euch einen Platz, ehe Ihr an der Theke ordert – das Risø ist sehr stark frequentiert und zu gemütlich, um den Kaffee nur mitzunehmen. Nach meinem zweiten Besuch weiß hier trotzdem schon jeder, dass ich einen doppelten Espresso in meinen Kaffee Latte nehme und gerne einen Wal in meinem Milchschaum schwimmen sehe. Und dieser Artikel schreibt sich in dem gemütlichen Café fast von selbst.

Die Arctic Cathedral in Tromsø

Die nördlichste Kathedrale der Welt ist nicht nur architektonisch ein Kracher. Von donnerstags bis sonntags finden in der Eismeerkathedrale, die in Wahrheit gar keine Kathedrale ist, Mitternachtskonzerte statt. Leider aber nicht in der Zeit meines Besuchs. Die Zeiten für die Mitternachtssonnen- und Nordlichtkonzerte findet Ihr hier.

Die Arctic Cathedral oder Eismeerkathedrale in Tromsø

Trotzdem lohnt ein Besuch der nicht nur architektonisch spannenden Kirche. Auch das 23 Meter hohe Glasmosaik ist beeindruckend. Zur Kathedrale, die auf dem Festland liegt, kommt Ihr bequem zu Fuß über die Brücke oder aber auch mit dem Bus, der direkt dort hält.

Emma’s Drømmekjøkken – lokal essen

Tromsø bietet diverse Möglichkeiten, um sich den Bauch lecker vollzuschlagen, aber ein besonders beliebter Klassiker ist Emmas Traumküche (Drømmekjøkken) in der Kirkegata 8, gleich gegenüber der großen Holzkirche. Hier serviert Emma lokale Spezialitäten. An meinem letzten Abend lasse ich es mir hier bei Rentier mit Selleriepürree und Blaubeersauce gut gehen. Zum Nachtisch gönne ich mir das Zitronensorbet mit Wodka. Essen ist in Norwegen generell teuer, im Vergleich sind die Preise bei Emma dafür noch fair, denn die Qualität des Essens ist wirklich spitzenmäßig und das Team nett. Und irgendwie ist es doch auch etwas einmaliges, sein erstes Rentier in einem muckeligen Restaurant in der Arktis zu verspeisen – nur Stunden nachdem man Rentiere in der freien Wildbahn beobachten konnte.

Reservierung erforderlich im Emma’s

Weitere Restaurants, die ich sehr ansprechend fand, für die aber mein Aufenthalt zu kurz war, sind die Mathallen und das Bardus. Wer es etwas günstiger haben mag: es gibt auch den ein oder anderen Schnellimbiss und von der normal großen Pizza bei Yonas wird man auch zu zweit satt.

Fjordtour ab Tromsø

Die Landschaft um Tromsø ist wirklich wunderschön. Daher schließe ich meinen Aufenthalt mit einer Fjordtour ab. Etwa 4,5 Stunden dauert die Fahrt und führt vorbei an schönen Fjorden durch kleine malerische Orte.

Auf Fjordtour

Mittag gibt es an Tromsøs einzigem Sandstrand in einer kleinen Hütte. Die nette Samifrau, die mich und meine zwei Begleiter aus den USA herumfährt, hat Suppe und Tee dabei. Bei den eisigen Temperaturen eine super Mahlzeit, die wir auf Rentierfellen sitzend zu uns nehmen. Gar nicht so einfach, sich am Ende von diesem Ausblick loszueisen.

Aussicht beim Lunch

Auf der Tour begegnen uns mehrere Male wilde Rentiere und nahe des Wassers sitzt plötzlich ein Otter vor uns und schaut uns fragend an, ehe er wieder im Fjord verschwindet.

Außerhalb von Tromsø kann man viele Rentiere sehen

Ein toller Tag, der mir Lust macht, auch im Sommer noch einmal nach Tromsø zu kommen.

Mack – zu Besuch in der nördlichsten Brauerei der Welt

Mack’s Brewery in Tromsø gibt es seit 1877. Auch wenn das Bier in Norwegen unglaublich teuer ist – im Pub ist man locker mit elf Euro pro Glas dabei – die nördlichste Brauerei der Welt muss ich mir anschauen. Eines der Biere, das wirklich süffige und an Kölsch erinnerndes Mack Isbjørn (Eisbär) habe ich bereits einige Male getrunken. Mal sehen, was die da noch so können.

In der Brauerei gibt es Biere nach bayerischer Art, nach Kölschart, Weihnachtsbiere etc. Aber was muss ich da sehen? Mittendrin verstecken sich ein paar weiße Dosen einer Brauerei aus Spitzbergen. Wenn  mich nicht alles irrt, liegt das doch noch ein gutes Stück weiter nördlich?

lecker Bierchen aus dem hohen Norden

Mack ist nun nur noch die zweitnördlichste Brauerei der Welt, aber wie man mir erklärt, gab es anscheinend Unterstützung von Mack und man schenkt in Spitzbergen nach vier Jahren Anlaufzeit bei Svalbard erst seit August 2015 Bier aus. Irgendwie fast nachvollziehbar, dass man sich im Marketing (noch) nicht davon verabschieden mag, sich als nördlichste Brauerei zu präsentieren. Man muss ja nicht alles so genau nehmen 😉

Auch das Bier aus Spitzbergen – ich probiere das Spitsbergen Pilsner und das Pale Ale muss sich nicht verstecken.

Polaria und Polarmuseum in Tromsø

Ganz kurz gefasst geht es beim Polaria um die Natur in der Arktis und im Polarmuseum um den Menschen in der Arktis. Beide Museen, die sich an entgegengesetzten Enden des Stadtkerns befinden, lohnen einen Besuch.

Im Polaria werden Filme über Spitzbergen und die Nordlichter gezeigt und auf dem arktischen Rundgang erfährt man, wie sich das Schmelzen des Eises auf die Natur auswirkt. Auch die Fische der Barentssee und Bartrobben lassen sich hier bewundern.

Polaria in Tromsø

Im Polarmuseum erfahrt Ihr alles über verschiedene Polarexpeditionen, Eisbären und Forscher wie Roald Amundsen. Betrieben wird das Museum von der Universität Tromsø.

Selbst wenn Ihr keine Zeit für einen Museumsbesuch habt oder das einfach nicht interessant findet (schwer vorstellbar) – die Architektur des Polaria solltet Ihr Euch wenigstens anschauen. Wie aufeinander geschobene Eisschollen liegt es da am Wasser und sieht einfach beeindruckend aus.

Shoppen in Tromsø

Als Popupstore 2016 gestartet, war das Rein Love gleich ein voller Erfolg, so dass die drei Freunde, die das lokale Klamottenlabel betreiben und die Unisexkleidung selbst designen, nun einen festen Store in Tromsø haben. Ich mag es, lokal zu shoppen. Mir persönlich haben die Basecaps und Beanies mit dem Rentierlabel am besten gefallen und so kommen zwei Beanies nun bald im Hamburger Winter zum Einsatz.

Den Norrøna Concept Store in Tromsø lege ich Euch wärmstens ans Herz. Die Klamotten sind zwar teuer, aber ein Paar Merinounterwäsche hält Euch richtig warm – egal, ob unter dem Floater auf der Walsafari oder unter Euren normalen Klamotten auf der Hundeschlittentour. Beim norwegischen Outdoorlabel legt man Wert auf Nachhaltigkeit – sowohl was die Umwelt als auch was ethische Standards angeht. Und das wärmt doch gleich noch ein bisschen mehr.

immer wieder süße kleine Häuser in Tromsø

Was man in Tromsø außerdem noch sehen kann? Die Bibliothek lohnt sich nicht nur wegen der Architektur – hier kann man gemütlich und mit freiem Internetzugang gut arbeiten. In den zahlreichen Cafés und Kneipen kann man sich nicht nur super aufwärmen, sondern es gibt auch gute Leckereien. Nur der Geldbeutel muss dabei mitspielen, gerade im Pub, denn eines ist Norwegen auf jeden Fall: teuer.

Mit unserer kleinen Expeditionsgruppe versacken wir am letzten Abend nach unserer Tour, über die ich auch noch bloggen werde, in der Bastard Bar, die einige von uns sehr an ihre Studentenkneipen erinnert. Live Musik, abgestandene Luft, gutes Bier und nette Leute – es ist ein echt witziger Abend, bis wir um halb eins feststellen müssen, dass nun Schluss ist. Danach darf in Tromsø kein Alkohol mehr ausgeschenkt werden und so endet der Abend zu früh und ziemlich abrupt. Am nächsten Morgen wird jeder seiner Wege gehen.

Rentiere sind schön und leeecker 😉

Mir hat Tromsø unglaublich gut gefallen und ich bin froh, dass ich dem Ort eine Chance gegeben habe, statt ihn nur als Anreisepunkt für die Orca-Expedition zu betrachten. Ich hätte an diesem entspannten Ort gut und gerne noch einige Tage verbringen können. Tromsø lässt sich in den Wintermonaten übrigens ab Frankfurt mit Lufthansa per Direktflug erreichen, ansonsten gehen ab Oslo täglich mehrere Flüge.

Tromsø, Foto: Shutterstock

Wart Ihr schon einmal im hohen Norden? Wie hat es Euch gefallen? Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht? Schreibt es mir gerne in die Kommentare.

 

8 Kommentare

  1. Holger Vonhof sagt

    Mein Lieblingspub ist Rorbua dieekt am Hurtigruten-Kai. Da stehen Schlipsträger und Netzschlepper nebeneinander.

  2. Hi Nina,

    ich liebäugele auch schon länger mit einer Tour in den Norden, um mal die Polarlichter zu sehen. Das ist sicher unheimlich spannend.

    Vielen Dank für Deinen umfassenden Bericht und viele Grüße!

    Markus

    • ninavoncken sagt

      Mach das unbedingt mal. Es lohnt sich halt wirklich nicht nur wegen der Polarlichter. Es ist so schöne Natur und es gibt wirklich einiges zu entdecken.

  3. Jürgen sagt

    Hi Nina,
    ein wirklich schöner Artikel über die Stadt. Eine Polarlichterreise steht ganz weit oben auf meiner Liste und Tromso ist dabei eine Alternative. Offensichtlich auch eine Reise Wert, sollte es mit den Wolken nicht so sein wie gewünscht. Welche Kameraeinstellung nimmst du denn für die Fotos der Polarlichter?

    • ninavoncken sagt

      Hallo Jürgen, es freut mich, dass Dir mein Artikel gefallen hat. Ich habe mit einer Belichtungszeit von 3 bis zu 10 Sekunden experimentiert. Mit Weitwinkel. Bildstabilisator aus, 1600 ISO bis 3200 ISO und eine kleine Blendenzahl.

      • Jürgen sagt

        Super. Vielen lieben Dank. Also in etwa so wie bei Sternenfotos, nur etwas kürzer belichten. Wünsch weiterhin viel Spaß auf den nächsten Reisen.

  4. Pingback: Abenteuer Arktis – bei den Walen im hohen Norden | gottundbratkartoffeln

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