Mal Hand aufs Herz – wie oft schaut Ihr in Eurer eigenen Stadt richtig hin? Ich tue das viel zu selten, aber heute ist der perfekte Tag. Um halb sechs falle ich aus dem Bett, das Wetter ist super und es ist Sonntag. Ich schnappe mir meine Kamera und meinen Roller und los geht es in Richtung Fischmarkt.
Ganz ruhig ist es noch an der Elbe – erst einmal tief durchatmen und den Blick auf das Dockland genießen. Das Bürogebäude von 2005 sieht aus wie ein Schiff – jeder kann die Treppe hinten am Gebäude nutzen und vom Dach aus den Panoramablick auf den Hafen genießen. Ich fahre weiter zum Fischmarkt.
Bei Jessy hole ich mir erst einmal gute Laune und einen Kaffee. “Lecker, lecker, lecker!” schreit er mir schon entgegen und übertönt damit kurz sogar Bob Marley, der aus den Boxen dröhnt. Jessy kommt aus Barbados und sorgt sonntags auf dem Fischmarkt für das Karibikfeeling am frühen Morgen. Samstags steht er mit seinem Kaffeestand auf dem Markt in Eimsbüttel in der Grundstraße.
Hamburg, sobald die Sonne rauskommt, bist Du so eine schöne Stadt und wickelst alle um den Finger. Mit meinem Kaffee setze ich mich ans Wasser mit Blick auf Dock 11 der Werft Blohm und Voss, und erinnere mich daran, wie ich hier vor 15 Jahren nach einer durchfeierten Nacht mit Freunden saß, Mettbrötchen und Fischbrötchen verspeiste und spontan beschloss, dass ich von Köln nach Hamburg ziehen und hier studieren könnte. Drei Monate später zog ich aus Ehrenfeld nach Eimsbüttel. 25, verliebt in die Stadt und meinen damaligen Freund – einen Hamburger Musiker.
Der Fischmarkt ist jeden Sonntag von 5 Uhr bis 9.30 Uhr geöffnet. Perfekt, um nach einer durchzechten Nacht auf der Reeperbahn in St. Pauli ein herzhaftes Frühstück am Hafen zu genießen, aber auch für Frühaufsteher, die ihre Fisch- Obst- und Gemüseeinkäufe gerne sonntags erledigen. Und so ist der stetig wachsende Besucherstrom dann auch eine bunte Mischung aus angeschäkerten Hamburgern und Touristen sowie frisch Aufgestandenen. In der Fischauktionshalle wird heute kein Fisch mehr verkauft. Hier gibt es sonntags bis 12 Uhr Live Musik und man kann hier brunchen.
Ich hab meine Einkäufe leider schon gestern erledigt, daher schlendere ich an den Ständen nur vorbei. Auf dem Fischmarkt gibt es noch den typischen Marktschreier. Körbe mit Obst werden für 10 Euro vollgeknallt mit einer Obstmischung. Kleiner Tipp: Der Markt muss um 9.30 Uhr schließen und zum Ende hin gibt es vieles billiger – besonders an den Fischständen. Wer allerdings glaubt, der Fisch sei auf dem Seeweg am Fischmarkt angekommen, der täuscht sich. Der hier angepriesene Fisch kommt mit dem Flugzeug oder dem LKW an den Hafen.
Da es beim FC St. Pauli heute um nicht weniger als den Klassenerhalt gehen wird, trinke ich vorsichtshalber mal ein Bierchen auf die braunweißen – zwar werden sie das Spiel nicht gewinnen, aber die Klasse halten – also alles richtig gemacht.
Pünktlich um 9.30 Uhr ertönt der Lautsprecher und erklärt den Markt für beendet. Schnell kaufe ich mir noch eine Portion Hamburger Panfisch, setze mich wieder ans Wasser und hänge meinen Gedanken nach, ehe es weiter in Richtung Blankenese geht.
Ein paar Tipps für die Nicht Hamburger:
- Statt der Hafenrundfahrt mit einem der teuren Touriboote (18 Euro), kauft Euch einfach ein Ticket für die Elbfähre. Das ist deutlich günstiger und Ihr seht genau so viel. Wenn Ihr ein HVV-Tagesticket habt, könnt Ihr die Fähre auch so benutzen. Eine Fahrt lohnt sich. Ihr fahrt am Elbstrand in Övelgönne vorbei. Hier könnt Ihr auch aussteigen und zur Strandperle laufen – einer Hamburger Institution.
- Vom Fischmarkt aus könnt Ihr zu den Landungsbrücken laufen und hier durch den alten Elbtunnel auf die andere Elbseite laufen. Das ist ein Erlebnis und Ihr könnt tolle Fotos von den Landungsbrücken, dem Michel, der Hochbahn, der Cap San Diego und der Rickmer Rickmers machen.
- Gegenüber der Landungsbrücken kommt Ihr ins so genannte Portugiesenviertel. Hier kann man lecker frühstücken und einen Galao genießen.
- Wer nicht lauffaul ist, spaziert weiter zur Hafencity. Nicht nur die Dauerbaustelle Elbphiharmonie ist architektonisch interessant. Wer dann schlapp macht, kann von dort die U4 nehmen und in die Stadt fahren.
Hier noch ein paar Eindrücke von der Elbe:
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