2014 verbrachte ich meinen Urlaub in Marokko. Was als Geschenk für meinen Freund gedacht war, wurde zu einer Single Reise. Frisch getrennt und noch völlig aufgewühlt, entschied ich mich kurz vor knapp, allein auf Entdeckungsreise zu gehen. Ich reise sehr gerne alleine – nur hatte ich mir das bis dahin meistens ausgesucht.
Die erste Station war Marrakesch – die Perle des Südens. Seit Jahren wollte ich hierher, hatte mir vorgestellt, wie ich mit Blick auf das Atlas Gebirge entspannt einen Kaffee genießen oder über den Djemaa el Fna, den großen Platz, schlendern und jede Menge Eindrücke aufsaugen würde.
Marrakesch erwartete mich mit einem strahlend blauen Himmel und schenkte mir mein erstes Lächeln seit Wochen. Fünf Minuten Fußweg waren es vom Taxi durch die Medina zu meiner Bleibe und schon hatten mich die wunderschönen rötlichen Häuser, die Eselskarren und die freundlich schauenden Menschen ein wenig aufgemuntert. In meiner Unterkunft für die nächsten Nächte, dem Riad Hadika Maria, fühlte ich mich auf Anhieb wohl.
Das Riad liegt in der Medina und ohne Ziel machte ich mich auf, die wunderschöne Altstadt zu erkunden. Ich wollte mich einfach treiben lassen, ein Gefühl für den Ort bekommen, doch das war gar nicht so einfach. Wo man auch entlang läuft, man wird angesprochen und in Richtung “großer Platz” gelenkt. Auch wenn man da gerade gar nicht hin möchte.
Djemaa el Fna
Der große Platz heißt eigentlich Djemaa el Fna, Versammlung der Toten oder Platz der Geköpften. Je nachdem, wen man fragt. Schon tagsüber lässt sich erahnen, welche Atmosphäre hier am Abend herrschen wird. Schlangenbeschwörer stellen ihre Kobras zur Schau, dressierte Affen sollen locken, ein bezahltes Foto zu machen. Ein Muss: ein frisch gepresster Orangensaft von einem der zahlreichen Stände am Platz. Keine Angst vor den Eiswürfeln, sie werden nicht aus Leitungswasser gemacht und der Saft ist köstlich und eine willkommene Erfrischung.
Am Abend entfaltet der Platz erst seinen ganzen Zauber. Man merkt schnell, dass dieser Ort nicht einfach eine Touristenattraktion ist. Er ist das Herz der Stadt, Treffpunkt für Einheimische und Touristen. Geschichtenerzähler, Schlangenbeschwörer, Kräuterverkäufer, Trommler, Frauen, die Henna Tattoos anbieten, Akrobaten, Gaukler. Es gibt an jeder Ecke etwas zu entdecken.
Einige Restaurants am Platz bieten von ihren Dachterrassen einen schönen Blick auf das bunte Treiben und werden stark von Touristen frequentiert, die auf der Jagd nach einem schönen Foto sind. Natürlich habe ich mir das nicht entgehen lassen und verbrachte einen schönen Abend mit Bruno, einem netten Franzosen, und seiner Mutter in einem der Restaurants. Viel schöner ist es aber, einfach über den Platz zu bummeln, die ganzen Sinneseindrücke auf sich wirken zu lassen und nach ein wenig Schäkern und Rumalbern in einer der zahlreichen Garküchen am Platz zu essen. Das ist nicht nur günstiger als in den Restaurants, sondern man bekommt einfach auch mehr Atmosphäre mit, wenn man inmitten lächelnder Fremder sein Abendessen genießt.
Die Medina
In der Medina kann man sich einfach treiben lassen. Eines ist sicher, man landet im Zweifelsfall immer am großen Platz. Wer gerne shoppt, sollte sich einfach durch die Souks treiben lassen. Ob Lampen, Keramik, Stoffe, Gewürze oder köstliches Gebäck – für jeden ist hier etwas dabei. Gerade in Marrakesch ist aber feilschen angesagt. Ich persönlich liebe das Spiel mit den Händlern. Der zunächst viel zu hohe Preis, das Anpreisen der Ware, das gespielte Desinteresse auf beiden Seiten. Es hat etwas von einem Tanz und wer Geduld hat oder wie ich gerne gewinnt, hat am Ende nicht nur etwas gekauft, sondern auch gleich eine kleine Geschichte dazu. Solltet Ihr nicht nur in Marrakesch bleiben, kann ich empfehlen, in einem der anderen Orte zu shoppen. In Essaouira zum Beispiel. Hier gibt es genau so tolle Dinge zu kaufen, aber die Händler sind sehr viel zurückhaltender und die Preise moderater.
Café des Epices am Rahba Kedima
Das Café des Epices ist ein Highlight in der Medina von Marrakesch. Warum? Zunächst einmal liegt es am Rahba Kedima, dem Gewürzplatz und bietet von der Dachterrasse aus eine super Perspektive für Fotos. Dann wären da noch das kostenlose und gut funktionierende Wlan, die unglaublich leckeren frisch gepressten Säfte und auch der Milchkaffee ist super. Ein idealer Ort für eine kleine Pause in der Medina.
Medersa Ben Youssef
Die Bilder im Reiseführer werden der Medersa Ben Youssef nicht gerecht. Die ehemalige Koranschule ist wunderschön und ein toller Ort, um sich nach einem Tag in der wuseligen Medina ein wenig Ruhe zu gönnen. Der Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Der Innenhof wirkt sehr harmonisch und auch wenn man nicht alleine ist, so strahlt der Ort doch eine gewisse Ruhe aus. Am Gebäude gibt es viele Details zu bestaunen. Mosaike, Stuck, Schnitzereien und Fresken. Man kann hier gut ein, zwei Stunden verbringen.
Der Boden des Innenhofs ist aus Carrara-Marmor und ich las, das Gewicht wurde einst für das entsprechende Gewicht an Zucker eingetauscht. Wie viele Ladungen das wohl gewesen sein mögen? Unfassbar detailliert bearbeitetes Zedernholz, tolle Mosaikfliesen, mehr Marmor – das Auge ist fast überfordert. Während ich durch den Innenhof schlendere und alle Eindrücke aufnehme, muss ich an die Omayaden Moschee in Syrien denken. Zu meiner Syrien Reise werde ich demnächst auch einen Beitrag einstellen. Auch wenn die Reise schon ein paar Jahre zurückliegt.
Die Koutoubia Moschee
Das Minarett der Koutoubia Moschee ist weithin zu sehen. Die Moschee aus dem 12. Jahrhundert liegt unweit des Djemaa el Fna. Der Weg zwischen Platz und Moschee ist gesäumt von Caléches, den Kutschen mit denen man nach ein wenig Handeln für einen fairen Betrag durch die Stadt gefahren wird.
Die Moschee aus dem 12. Jahrhundert ist sehr schön, ein Besuch lohnt sich in jedem Fall. Das Minarett wird abends beleuchtet und ist dann noch aus 30 km Entfernung zu sehen.
El Badi Palast, Marrakesch
Von außen wirkt der El Badi Palast wie eine Ruine und ich muss zugeben, ich habe mir nicht die Zeit genommen, hineinzugehen. Auf den Außenmauern des Palasts finden sich zahlreiche Storchennester und allein das ist einen Besuch wert.
Das traumhaft schöne Riad Aladin liegt genau vor dem Palast. Dort kann man sich bei einem Kaltgetränk auf der Dachterrasse entspannen und die Störche beobachten oder fotografieren. Das Beste: Ich war dort oben ganz allein, habe geschrieben und die Ruhe genossen. Die Reiseführer empfehlen nämlich fast alle ein Café um die Ecke für den Ausblick, dort ist es dann voller.
Jardin Majorelle
Im Stadtteil Guéliz, ein gutes Stück abseits der Medina von Marrakesch, liegt der Jardin Majorelle, ein wunderschöner Garten, der durch das intensive Majorelle Blau besticht. Mein Tipp: Seid gleich zur Öffnung am Morgen da, denn der doch recht überschaubare Garten ist eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Marrakeschs und schnell knallvoll mit Tourihorden, so dass man den Ort dann gar nicht mehr richtig genießen kann.
Kakteen, Palmen, Bambus und mittendrin die wunderschönen Bougainvillea, die einen tollen Kontrast zum leuchtenden Majorelle Blau bildet.
Saadier Gräber, Marrakesch
Die maurischen Saadier Gräber sind wirklich sehr schön. Es lohnt sich auch hier, früh vor Ort zu sein, denn der Andrang ist groß und ist man vor den Massen da, hat man die Zeit die vielen Details der Gräber und Mosaike auf sich wirken zu lassen.
Bab Agnaou
Nur einen kleinen Spaziergang von der Koutoubia Moschee entfernt stößt man auf das wunderschöne Stadttor Bab Agnaou aus dem 12. Jahrhundert.
Menara Garten
Der Menara Garten, der ein paar Kilometer außerhalb der Medina liegt, gehört zum Weltkulturerbe. Der Garten selbst besteht aus einem großen Olivenhain, einem Wasserbecken und einem Pavillion. Das klingt unspektakulärer als es ist, denn der Blick über das Wasser auf den Pavillion vor dem Atlasgebirge im Hintergrund: Wow! Ich würde den Garten jederzeit wieder besuchen.
Bahia Palast
Der wunderschöne Bahia Palast stammt aus der Zeit der Alawiden. Für einen Besuch lohnt es sich, ein paar Stunden einzuplanen, es gibt sehr viele Details zu sehen.
Ich hoffe, ich konnte Euch durch meine Augen einen kleinen Eindruck von Marrakesch vermitteln. Ich finde die Stadt traumhaft schön und werde sicher wieder dorthin reisen. Bald dann mehr zu anderen Orten in Marokko.
Hier könnt Ihr Euch die Bilder meiner Marokko Reise anschauen: https://www.flickr.com/photos/122429656@N06/sets/72157643523651115/